17. Januar - 9. Februar 2003

Nils-Udo


»Nester«

Mit Nils-Udo stellt die kunst galerie fürth einen international erfolgreichen Künstler vor, der sich seit mehr als dreißig Jahren mit Kunst in der Natur befasst. 1937 in Lauf geboren, lebte er von 1950 bis 1960 in Fürth und ging als freischaffender Maler für zehn Jahre nach Paris.

Anschließend siedelte er um in den Chiemgau, wo er seitdem lebt und arbeitet. Um das Jahr 1972 herum gab er die Malerei auf und beschäftigt sich seitdem künstlerisch intensiv mit der Natur. Seine sensiblen und poetischen Eingriffe in die Natur, die Kompositionen mit Bäumen, Blüten, Beeren und Blättern, mit Erde, Steinen, Sand oder Eis und Schnee dokumentiert er mit der Fotokamera, anfänglich nur in Schwarzweiß, längst auch in Farbe. Die naturmythische Haltung von Nils-Udo, der auch eine Portion Melancholie über den wachsenden und unwiderbringlichen Verlust von Natur weltweit beigemischt ist, braucht keine große Erklärung und wird ihr Publikum in Fürth ebenso finden, wie das in Japan, Kanada, Frankreich oder Italien der Fall ist. Die Ausstellung, zu der ein eigener Katalog erscheint, wandert von Fürth nach Paris und von da nach Sellatal in Italien.

Je mehr der Mensch sich von der Natur löste, desto mehr musste er sich seinen Lebenssinn selbst suchen. Die Entwicklung der Ästhetik als Theorie der Wahrnehmung und der sinnlichen Erkenntnis kompensiert diesen Prozess. Als einer der weltweit bekanntesten Künstler, die mit Naturmaterialien arbeiten, hat Nils-Udo inzwischen das Malen und Zeichnen längst wieder für sich entdeckt. Doch der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt nach wie vor in den »fotografischen Skulpturen« (Régis Durand, 2000), zunehmend meist kurzlebigen Eingriffen in den Natur- und Landschaftsraum, die praktisch spurenlos wieder verschwinden und lediglich in den Fotografien eine Spur der Schönheit zurücklassen. Das ist nur konsequent, denn wo es um Schönheit ging, wurde stets vom Ephemeren gesprochen (Gernot Böhme, 1989).

Es scheint, als habe er in seiner Biografie die lange Geschichte der Naturferne und Naturnähe der bildenden Kunst rekapituliert, als habe er den Weg des Autonomiestrebens, den viele Generationen gegangen sind, für sich rückgängig gemacht.

Die Emanzipation von der Natur hat dem Menschen größte technische Fortschritte gebracht, aber dieser Gewinn wurde teuer erkauft. Auch die bildende Kunst hat in ihren avanciertesten avantgardistischen Tendenzen Anteil an der Fortschrittseuphorie, die den Verlust einer Ganzheit mit totalitärer Gebärde in Kauf nimmt. Es sieht so aus, als kenne die Sehnsucht der Menschheit nach Selbstzerstörung keine Grenze und werde von keiner Vernunft gebremst.

Künstlerische Interventionen sind kein Allheilmittel, aber sie können vielleicht dem melancholischen Blick etwas Trost geben. »Die Stärke der künstlerischen Darstellung liegt doch gerade darin, jedes Individuum als singuläres Ereignis aufzufassen: Nur in der ästhetischen Wahrnehmung ist Raum für den metaphorischen Bildprozess.« (Cornelia Hesse-Honegger, 1998), was ja unverzichtbar ist, denn »...das Metaphysische hat auf dieser Erde nie eine unmittelbare Gegenwärtigkeit. Es geht im Kleide.« (Wilhelm Hausenstein, 1960) Jeder Halm und jedes Blatt, jede Pflanze und jede Frucht haben bei Nils-Udo den Charakter eines singulären Ereignisses, folgerichtig sagt er: »Die Sensationen sind allgegenwärtig.«
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