13.3.2006 - Kunst & Kultur
Würdiger Preisträger
Bei einem beeindruckenden Festakt im Stadttheater Fürth hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung dem Schriftsteller Dr. Uwe Timm den Jakob-Wassermann-Literaturpreis 2006 verliehen.

 

 

 

OB Dr. Thomas Jung überreicht den Jakob-Wassermann-Literaturpreis 2006. Foto: Mittelsdorf  

OB Dr. Thomas Jung überreicht den Jakob-Wassermann-Literaturpreis 2006.

Foto: Mittelsdorf

 

 

 

 

Wie das Stadtoberhaupt in seiner Rede herausarbeitete, erhielt Timm die mit 10000 Euro dotierte Auszeichnung für sein herausragendes literarisches Gesamtwerk, in dem ähnlich wie bei Wassermann das Streben nach Menschlichkeit und einer gerechten Sicht der Dinge im Vordergrund steht. Kriterien und Maßstäbe, die, so Jung, für die Jury bei der Wahl des Preisträgers von entscheidender Bedeutung seien. „Mit der Entscheidung für den in Hamburg geborenen Schriftsteller Dr. Uwe Timm hat das Kuratorium eine ausgezeichnete Wahl getroffen“, sagte der OB, „denn die Gebote der Toleranz, Humanität und Gerechtigkeit ziehen sich – ganz ohne erhobenen Zeigefinger – wie ein roter Faden durch seine Werke.“ Zudem hob das Fürther Stadtoberhaupt die Verdienste des in München lebenden 65-jährigen Autors als „ehrlichen Chronisten der geschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland nach 1945“ hervor.

 

 

Wie einverstanden die etwa 350 Besucher des Festaktes mit dieser Würdigung waren, zeigte sich nicht nur an dem begeisterten Applaus, den Uwe Timm bei der Urkundenverleihung erhielt. Gespannt lauschten die Zuschauer auch der Laudatio, die der Programmleiter Literatur bei C.H. Beck Verlag, Dr. Martin Hielscher, hielt, und der Dankesrede des Preisträgers.

Hielscher lobte den Erzählreichtum, die Genauigkeit und auch den Humor des Schriftstellers und erklärte was „Uwe Timms Bücher so anziehend und wirkungsmächtig macht“: „Ich möchte es den Wärmestrom seines Erzählens nennen.“ Er bezeichnete Timm als weltwachen Autor, der sich im Schreiben dem Staunen und Wundern hingebe. Seine „Poetologie“ sei von einem unerschöpflichen Bedürfnis nach „dem Hören und Erzählen von Geschichten und ein Gehör für die Stimmen, für die Wendungen, Sprachfärbungen, Dialekte und Formeln der gesprochenen Sprache, für die Zwischentöne und das Verschwiegene, ein Sinn für List, Ironie, Humor“ gekennzeichnet.

Uwe Timm, den seine Tochter Johanna begleitete, zeigte sich angetan von der Würdigung mit dem fünften Jakob-Wassermann-Literaturpreis. Obwohl er zugab, vor der Bekanntgabe der Auszeichnung kein Buch des berühmten Fürther Literaten gelesen zu haben, zeigte er sich während seiner Rede doch als Kenner der Werke eines, wie er sagte, „jener Autoren, deren Lektüre durch das Verbot während der Nazizeit nicht nur unterbrochen, sondern dauerhaft gestört wurde“. Dabei skizzierte er, wie Wassermann unter der Ablehnung litt, die ihm als Jude entgegen schlug, und spannte einen Bogen zur heutigen Zeit und den Vorurteilen gegen Minderheiten und Ausländern. Eindringlich und klar stellte er die Frage nach dem „Deutschsein“ und dem Selbstverständnis der Deutschen. Eine Antwort hatte Timm parat. Er schlug ganz im Sinne von Jakob Wassermann vor: „Eine verantwortliche Solidarität mit den Armen im Land und in der Ferne anderer Länder. Freundlichkeit im Umgang miteinander und eine selbstkritische Gelassenheit. Hilfsbereitschaft.“ Er empfahl eine gewisse Leichtigkeit und Selbstironie und präzisierte: „eben das, was Jakob Wassermanns Feststellung über den Deutschen: ‚Liebe zu erwecken hat er nirgends verstanden...’ korrigieren könnte. Vielleicht könnte eine Nation, die jetzt so freudlos erscheint, sich öffnen und von den anderen Nationen nicht nur geachtet, sondern auch gemocht werden.“

Der Jakob-Wassermann-Literaturpreis wurde ins Leben gerufen, um an den größten Dichter, den die Stadt Fürth hervorgebracht hatte, zu erinnern. Vielen im Publikum wurde bei dem Festakt bewusst, dass es für diese Auszeichnung kaum einen würdigeren Preisträger geben kann. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die virtuose und beeindruckenden Konzert-Einlagen des Klavierduos Katja und Ines Lukenheimer, die auch von Uwe Timm viel Beifall ernteten.

Nach den Feierlichkeiten im Stadttheater besuchte Uwe Timm die Jakob-Wassermann-Ausstellung im Jüdischen Museum. Am Abend las er im vollbesetzten großen Saal des Kulturforums Fürth.

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