23.3.2008 - Soziales & Gesundheit
Filmprojekt des Seniorenrates

Da steht er nun auf dem Turm der Michelskirche, der eingeborene Fürther Heiner Fleischmann, und blickt auf „sein“ Viertel, den „ Gonsberg“. Beziehungsweise das was daraus geworden ist. Denn das Gänsberg-Viertel ist unwiederbringlich verschwunden, abgerissen, weg.

Das Medienpaket ist erhältlich im Seniorenbüro im Rathaus, es kostet 15 Euro.

Geboren wurde Heiner Fleischmann im Nathanstift, wie sich das für einen Fürther eben gehört. Aufgewachsen in der Bäckerei seiner Eltern; im Nachbarhaus hatte der Schmied sein Domizil. Schulzeit im „Michala“ einem der Schulhäuser am Kirchenplatz, getrennt nach Jungen und Mädchen. Freunde, Spiele am Fluss, Erwachsenwerden. „Dann wurde ich in die Südstadt verheiratet“, sagt der Mann auf dem Kirchturm. Er habe sich sehr einsam gefühlt und fremd in der Fürther Südstadt. Die Freunde fehlten, die Wirtshäuser ebenso und überhaupt es war einfach nicht der „Gonsberg“.

Schnitt. Schnitt deshalb, weil wir Betrachter eines Filmes sind. Des Filmes “Älter werden in Fürth“, eines Projektes des Seniorenrates der Stadt als Beitrag zum tausendjährigen Jubiläum.

Wir sehen die Ankunft eines Zuges voller Gastarbeiter in Fürth. Junge Fürther werden vermutlich schon gar nicht mehr wissen, was denn Gastarbeiter eigentlich sind. Ältere Bürger unserer Stadt, die bei Grundig oder Siemens gearbeitet haben, erinnern sich sicher an die damals neuen Kollegen. Fremd stehen sie am Bahnsteig. In einem anderen Land, in einem anderen Kulturkreis, der deutschen Sprache nicht mächtig. Frauen und Kinder, Freunde tausende Kilometer weit weg in Anatolien.

Und da kommt dann dem Zuschauer schon der Gedanke: Der Fürther vom Gänsberg fremdelt nach der Heirat in der Südstadt , was soll da der junge Mann aus einem türkischen Dorf erst empfinden.?

Die Filmemacher Gülseren Suzan und Jochen Menzel, ein türkisch-deutsches Ehepaar, erarbeiteten zusammen mit dem Seniorenrat die Themen zum Film. Mit einem „eingeborenen“ und ein türkisches Paar erlebt der Zuschauer im Verlauf eines Jahres das Leben der Protagonisten in der Stadt Fürth. „Älter“ sind alle vier schon geworden. In Rückblenden, in Gesprächen, in Erinnerungen erlebt der Zuschauer aber auch die Vergangenheit der „Schauspieler“. Freude und Trauer, Gemeinsames und Trennendes sind zu erleben. Eine Hauptdarstellerin des Films ist natürlich unsere Heimatstadt Fürth. Die „Färther Kärwa“, der Stadtpark, die Weihnachtsmärkte, die Flüsse ziehen in wunderschönen Bildern vorbei.

Im Verlauf der Dreharbeiten kamen immer neue Themen auf. Was gehört zum „Älter werden in Fürth“ alles dazu? Altenheime zum Beispiel, Kranksein, andere, neue Wohnformen. Um den Hauptfilm nicht zu lange geraten zu lassen, .entstand die Idee für kleine, themenbezogene Kurzfilme. Zwei davon beschäftigen sich mit dem Thema Demenz. Je älter die Menschen werden, desto häufiger treten Demenzerkrankungen wie zum Beispiel Alzheimer auf. An Beispielen aus zwei Fürther Altenheimen, der Kursana und dem Fritz-Rupprecht-Heim, wird der Alltag von demenzkranken Menschen gezeigt.

Sehr anrührende Szenen machen den Zuschauer oft betroffen. Wenn etwa die alte Dame mit dem Bild ihres verstorbenen Mannes redet und ihm sagt, wie gut er ausschaut in seinem Sessel und ihm erzählt, „dass sie jetzt auch bald kommt“, wurden bei der Uraufführung im Kulturforum so manchem Zuschauer die Augen feucht.

In Fachvorträgen berichten Experten über Demenzerkrankungen und über eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke im Steigerwald, die seit über zwei Jahren wunderbar funktioniert. Ein Arbeitskreis des Seniorenrates unterhält sich mit einem Architekten über das oft gefragte Thema „Mehrgenerationenhaus“. Das zehnjährige Jubiläum des Seniorenrates ist zu bewundern, ebenso wie der hochgelobte Vortrag eines Bayreuther Uniprofessors bei dieser Veranstaltung über den demografischen Wandel.

Aus dem geplanten Film wurde ein ganzes Medienpaket. Unterhaltsam und informativ für viele. Zum Vorführen in geselliger Runde im privaten Bereich. Für Organisationen bei vielfältigen Veranstaltungen. Für den Unterricht der unterschiedlichsten Schulen. Ergänzt wird die DVD durch eine CD-ROM mit zahllosen Informationen des Seniorenbüros von der Checkliste für das richtige Altenheim, Sportmöglichkeiten für ältere Menschen, Seniorenveranstaltungen vom Tanztee bis zum Kulturtreff und vieles andere mehr.

Sind Sie neugierig geworden? Also dann beim nächsten Einkauf in der Stadt. Schauen Sie mal rein, täglich von neun bis zwölf im Seniorenbüro. (Kontakt im rechten Bereich dieser Seite).

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