Frühmorgens kurz vor acht Uhr an der Bushaltrestelle direkt vor dem Eingang zu einer Fürther Grundschule: Ein Kleinwagen fährt vor, Türen öffnen sich, zwei Mädchen springen heraus, die Mama kommt ums Fahrzeug gelaufen, hilft beim Aufsetzen der Schulranzen, ein Bussi zum Abschied. Ein zweites Auto hält direkt dahinter, ignoriert ebenso das absolute Halteverbot und blockiert so die Haltebucht für den nahenden Bus, der folglich auf der Straße stoppt. Ein Stau ist die Folge, verursacht durch "Elterntaxis". Diese sorgen fast täglich für gefährliche Situationen und Verkehrschaos an Grundschulen.
"Der Hol- und Bringdienst der Eltern ist zunehmend zum Problem geworden", erklärt Schulbürgermeister Markus Braun. Dabei zeigen Untersuchungen, dass Kinder, die ihren Schulweg selbstständig bewältigen, selbstbewusster und auch aufmerksamer sind. Zudem, so Braun, ist tägliche Bewegung für die Entwicklung der Mädchen und Jungen "essenziell wichtig". Hinzu kommt auch die soziale Komponente, wenn sich einzelne Jungs und Mädchen in der Gruppe auf den Weg zur Schule machen.
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Das Auto bleibt zuhause: Die Schülerinnen und Schüler der 2. Klasse der Friedrich-Ebert-Schule machen mit bei "SpoSpiTo" und legen ihren Schulweg mit großer Freude zu Fuß, per Roller oder Rad zurück.
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Hier setzt das bundesweite Bewegungsprogramm SpoSpiTo – Sporteln, Spielen, Toben – an. Innerhalb von sechs Wochen sollen die Schülerinnen und Schüler der teilnehmenden acht Grundschulen bis zum 19. Mai mindestens 20 Mal zu Fuß, mit dem Roller oder dem Rad in die Schule kommen – am besten in kleinen Gruppen. Dokumentiert wird dies in einem sogenannten Bewegungspass. Wer es schafft, erhält eine Urkunde und nimmt an einer Verlosung teil.
Marion Schad, Rektorin der Friedrich-Ebert-Grundschule hofft ebenso wie Maria Kreyer vom dortigen Elternbeirat, dass sich so die Zahl der Elterntaxis reduziert, "was letztlich ja auch einen Beitrag zum Klimaschutz bedeutet", weiß Kreyer. Die rund 400 Kinder der Ebert-Schule jedenfalls sind hochmotiviert, nun geht es darum, "das Thema in den Köpfen der Eltern präsent zu machen", verrät Markus Braun.
Dabei will er ebenso wenig wie Schad alle Eltern über einen Kamm scheren. Neben dem Drittel, das aufs Elterntaxi verzichtet und der großen Mehrheit, die nur ab und an – etwa bei Schlechtwetter – ihre Schützlinge mit dem Auto fährt, gibt es aber auch den Rest von etwa 30 Prozent, der bislang "unbelehrbar und beratungsresistent" sei. Diesen Mamas und Papas redet Markus Braun ins Gewissen: "Der Schulweg ist Lern-, Erfahrungs- und Erlebnisraum, den man den Kindern nicht vorenthalten sollte." Zwar könne man die Sorgen und Bedenken um die Sicherheit der Söhne und Töchter verstehen, erklären Braun, Schad und Kreyer unisono. "Jedoch trauen Eltern ihren Kindern oftmals viel zu wenig zu", gibt der Bürgermeister zu bedenken. "Einfach mal loslassen", ergänzt Marion Schad.
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