8.7.2019 - Stadtnachricht
150 Jahre Grünflächenamt

Ernst Bergmann und seine Mitarbeiter haben neben der Büste von Hans Schiller im Stadtpark eine kleine Ahnengalerie aufgebaut: Zu sehen sind die Konterfeis der bisherigen Leiter des städtischen Amtes, das heute Grünflächenamt heißt. Mit Bergmann selbst sind es erst sechs Männer gewesen: Alfred Babée, Rupert Dietlmeier, Hans Schiller, Klaus Passow und Gerhard Vogel. 

Hans Schiller machte den Stadtpark 1951 mit der Gartenschau berühmt. Seine Büste im Rosengarten schmückten Grünflächenamtsmitarbeiter kurzerhand mit einem Hut. Foto: Wunder 

Auch historische Fotos hat Bergmann zusammengestellt. Flanierende Männer und Frauen im eleganten Sonntagsgewand sind darauf zu sehen, die an Rosen schnuppern. Wie viele Besucher sich heute noch Zeit und Muse nehmen, um an den Blumen zu riechen? "Die prächtige Rosenkulisse ist eher beliebter Hintergrund für Fotos und Selfies", sagt der Amtsleiter lachend. 

Im Gegensatz zu 1869, als der aufgrund einer Spende des Maschinenfabrikanten Johann Wilhelm Engelhardt eingestellte erste Gärtner noch ein Einzelkämpfer war, sind im Jahr 2019 alleine zwölf Mitarbeiter des Grünflächenamtes damit betraut, das Erscheinungsbild des Stadtparks zu pflegen. 

Ein eigenes Amt schuf die Stadt übrigens 1889: die Garteninspektion. 1930 wurde daraus das Stadtgartenamt, die heutige Bezeichnung Grünflächenamt trägt es seit 1954. 
Und nicht nur der Name, auch die Anzahl der Mitarbeiter sowie das Aufgabenspektrum haben sich gewaltig verändert. Rund 30 Kolleginnen und Kollegen, erläutert Bergmann, kümmern sich um anderes städtisches Grün, darunter das Straßenbegleitgrün mit über 15 000 Bäumen, Anlagen, Sport- und Fußballplätze und ökologische Ausgleichsflächen. Auch die rund 1000 Geräte, die auf Spielplätzen sowie in Schulhöfen und in Kindergärten stehen, werden regelmäßig kontrolliert. 

Der Ein-Mann-Betrieb hat sich in den 150 Jahren zu einem Amt mit 80 Beschäftigten gemausert – darunter Landschaftsarchitekten, Gartenbaumeister, Verwaltungskräfte, Zimmerer, Kraftfahrer, Lageristen und natürlich Gärtner, Gärtnerhelfer und Gartenarbeiter. Insgesamt betreut das Grünflächenamt eine Gesamtfläche von 283 Hektar im gesamten Stadtgebiet mit 879 Pflegeeinheiten unterschiedlichster Größen, vom Pflanztrog mit einem Quadratmeter bis zum Stadtpark mit 178 000 Quadratmetern.
Zahlen, die auch Oberbürgermeister Thomas Jung beeindrucken. "Alle Mitarbeiter leisten tolle Arbeit, und die Herausforderungen reißen ja nicht ab", sagte er. Die Themen würden sich zwar ändern, aber die entsprechende Arbeit auch flexibel angepasst. Der Klimawandel etwa verlange es beispielsweise, Straßenbäume zu finden, die besser mit Hitze und Trockenperioden auskommen als etwa die Birke. 

So sind auch die Gewächshäuser verschwunden, in denen noch bis Ende der 1990er Jahre Bäume und Pflanzen gezüchtet wurden. "Garten ist immer noch ein Thema – heute steht aber der Artenschutz ganz klar im Vordergrund", erklärt Bergmann. Um gefährdeten Insekten mehr Nahrung und Lebensraum zu geben, werde seltener oder nicht mehr alles auf einmal gemäht – auch im Stadtpark. Reaktionen der Bevölkerung bleiben freilich nicht aus. "Sie fragen entweder nach, warum ihrer Meinung nach so oft oder zu selten gemäht wird", erzählt Bergmann.

Neu ist der Schutz von Bienen und Co. in der Kleeblattstadt im Übrigen nicht. Bereits während der Gartenschau 1951 unter der Federführung von Hans Schiller habe es einen so genannten Bienenweidegarten gegeben, berichtet Bergmann.

 

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