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27.2.2006 - Wirtschaft

Nation und Fußball-WM

Beim zweiten „Fürther Gespräch“ konnte die Vorsitzende des Ludwig- Erhard-Initiativkreises Evi Kurz den prominenten Historiker Professor Dr. Gregor Schöllgen begrüßen. Sein Thema lautete: „Nicht länger im Abseits – Nation und Fußball in Deutschland“.

Was hatten die drei deutschen Weltmeistertitel im Fußball gemeinsam? Die Antwort, die Schöllgen in seiner fulminanten Analyse gab, war ebenso überraschend wie naheliegend: In allen Fällen spiegelte der Sieg das politische Empfinden der Zeit, das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Land, wieder.

Die Truppe um Fritz Walter, die 1954 erstmals den Titel holte, verstand sich als Mannschaft aller Deutschen, denen damals die Widervereinigung noch als er- strebenswertes, realistisches Ziel galt, obwohl die Teilung des Landes inzwischen vollzogen und die Mannschaft rein westdeutsch zusammengesetzt war. Ganz anders die Elf um Franz Beckenbauer, die 1974 – in der Bundesrepublik und für diese – den Weltmeistertitel holte. Niemand glaubte damals noch an die Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten, allenfalls eine Minderheit hielt sie für wünschenswert.

Und dann kam alles ganz anders. Im Zuge der Implosion der Sowjetunion und ihres Imperiums öffnete sich unerwartet die Tür für diesen revolutionären Akt und vor diesem Hintergrund die Chance für den dritten Titel.

Obwohl die Vereinigung noch nicht vollzogen, der Fußballverband der DDR noch nicht aufgelöst und in Italien einmal mehr eine rein westdeutsch zusammengesetzte Mannschaft antrat, stand der Titel von 1990 auch für die Erwartungen und Hoffnungen, die die Deutschen in Ost und West mit der Zukunft ihres vereinten Landes verbanden.

Mit welcher Einstellung, so fragte Schöllgen zum Schluss, müssten also die Mannen von Jürgen Klinsmann antreten, wenn es in wenigen Monaten zum zweiten Mal in der Bundesrepublik, zum ersten Mal im vereinigten Deutschland und zum vierten Mal seit 1945 um den Titel geht? Folgt man der Logik von Fußball und Nation in Deutschland und dem Erlanger Historiker, dann gilt: Je deutlicher die Einstellung der Mannschaft die Lage des Landes reflektiert, um so größer sind die Erfolgsaussichten. Und wie ist die Lage? Jedenfalls besser als die Stimmung, findet Schöllgen: Fünfzehn Jahre nach der Vereinigung sei Deutschland allen Unkenrufen zum Trotz ein gleichrangiger, geachteter, respektierter und stark gefragter Partner in der Welt. Eine Nationalmannschaft, die dieses Profil mit einem angemessenen Selbstbewusstsein vertrete, sollte eigentlich den Erfolg auf ihrer Seite haben.

Aber möglicherweise – so Schöllgen – kommt es ja auch anders. Vielleicht sorgt ein vierter Titel dafür, dass die Deutschen auch mental und emotional endgültig das Abseits aufheben, dass sie begreifen, was sie können und wer sie sind; vielleicht wirft sie ja nicht einmal mehr ein sportliches Debakel aus der Bahn.

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