27.1.2004 - Kunst & Kultur
Sten Nadolny erhält den Jakob-Wassermann-
Literaturpreis 2004

Mit der Sprache müsse man sorgsam umgehen, dann könne man ihr auch vertrauen, hat der Berliner Schriftsteller Dr. Sten Nadolny in einem Interview gesagt. Für seinen meisterlichen Stil und sein Gesamtwerk erhält er nun den mit 10 000 Euro dotierten Jakob-Wassermann-Literaturpreis 2004 der Stadt Fürth.

Nadolny ist einer der renommiertesten deutschen Autoren und wurde mit Werken wie „Die Entdeckung der Langsamkeit“, das die 1980er Jahre literarisch prägte, und „Selim oder die Gabe der Rede“, in dem Sieg und Niederlage relativiert werden, international bekannt. Sein aktuelles Buch, der „Ullsteinroman“, eine Mischung aus Sachbuch und Roman, der im September vergangenen Jahres erschien, wirft einen interessanten Blick auf die hundertjährige Geschichte der Verlegerfamilie Ullstein. Und die Kleeblattstadt spielt eine ganz besondere Rolle darin.

Nadolny startet nämlich bereits 1835 im Hause des Papiergroßhändlers Hayum Hirsch Ullstein nahe der jüdischen Synagoge. Liebevoll beschreibt der Autor das Viertel um die Michaelis-Kirche und die jüdische Vergangenheit.

Sohn Leopold, der in dieser Fürther Idylle aufwächst, in der Juden und Christen exemplarisch zusammen leben, wird in Berlin Begründer der Ullstein-Verleger-Dynastie. Die spannende Geschichte riss das Publikum bei Nadolnys Lesung im Hardenberg-Gymnasium zu Beifallsstürmen hin.

Der promovierte Historiker wird den Jakob-Wassermannn-Literaturpreis, der in Erinnerung an das große literarische Schaffen des Fürther Schriftstellers Jakob Wassermann ins Leben gerufen wurde, am 14. März um 11 Uhr im Stadttheater entgegen nehmen. 1996 war der Preis erstmals verliehen worden. Bisher erhielten ihn Edgar Hilsenrath, Hilde Domin und Dagmar Nick. Von Nadolny stammt das Bonmot: „Es ist ein Irrglaube, dass Zeit, die man mit Sitzen, Schauen und Nachdenken verbringt, verloren sei.“ Sein vielschichtiges literarisches Werk ist Beweis genug, wie sehr die Mühe lohnt.
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