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13.3.2008 - Kunst & Kultur

Nie aufgehört, innere Heimat zu sein

Dankbar und sichtlich bewegt hat der 84-jährige Schriftsteller Robert Schopflocher den Jakob-Wassermann-Literaturpreis 2008 seiner Heimatstadt Fürth in Empfang genommen. Bei der Preisverleihung im Stadttheater würdigte Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung das schriftstellerische Lebenswerk Schopflochers. Dieses sei ein „eindrucksvoller Beweis dafür, dass heimatliche Gefühle und das Gespür für die Muttersprache trotz aller Verfolgungen nicht verloren gehen können und dass Menschlichkeit und mitmenschliches Handeln aktuelle Tugenden sind“. 1937 war Schopflocher 14-jährig mit seiner Familie vor den immer stärker werdenden Anfeindungen der Nationalsozialisten nach Argentinien geflohen.

Ein strahlender Robert Schopflocher zeigt sich nach der Preisverleihung mit seiner Frau Ruth, seinen beiden Söhnen und Enkeln vor dem Stadttheater.

Fotos: Beres

In seiner Laudatio betonte Prof. Dr. Gunnar Och vom Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die große Übereinstimmung zwischen Wassermann und Schopflocher: „Beide stammen aus Fürth, beide sind jüdischer Herkunft und haben (…) erleben müssen, wie Nationalsozialismus und Antisemitismus in Deutschland Fuß fassten. Darüber hinaus gibt es das große Thema der jüdischen Identität, (…) und beide begehren gegen alle Formen der Intoleranz und Barbarei auf.“ Die wesentlichste Übereinstimmung aber sei, dass beide Autoren Erzähler seien.

Robert Schopflocher dankte mit bewegenden Worten: „Mein Lebenskreis, der im Nathanstift begann, neigt sich seinem Ende zu. Ich bin froh, dass ich diesen Höhepunkt meines Lebens noch erfahren durfte: die Ehrung einer Stadt, die nie aufhörte, meine innere Heimat zu sein.“

In seiner Dankesrede schilderte Schopflocher sein persönliches Verhältnis zu dem Werk Jakob Wassermanns, „dem ich, wie mir erst in letzter Zeit bewusst wurde, so viel verdanke“. Auch ging Schopflocher auf das von Wassermann vielfach formulierte Spannungsverhältnis zwischen der inneren und äußeren Landschaft ein – den inneren Gefühlen für die fränkische Heimat und den äußeren Umständen, die zu ihrer Aufgabe führten. „Wer könnte dieses zwiespältige Gefühl besser nachvollziehen als wir, die wir als Kinder aus der deutschen Heimat verjagt wurden, sie aber trotz dem dazwischen liegenden Grauen in den untersten Schichten unseres Seelenhaushaltes unauslöschlich mit uns herumtragen.“

Oberbürgermeister Jung hob in seiner Ansprache besonders Schopflochers reine und klare Sprache hervor, die daran erinnere, „dass wir nicht nur zum Ja-Sagen, sondern auch zum Aufbegehren und Nein-Sagen geboren worden sind. Wie oft dies nicht beherzigt wurde und die Menschheitsgeschichte die immer gleichen Fehler und Katastrophen wiederholte, das machen Sie in Ihren vielen von Verfolgung handelnden Geschichten in schonungsloser Nüchternheit deutlich.“

Erst mit 57 Jahren begann Robert Schopflocher – auf Spanisch – zu schreiben. 75-jährig veröffentlichte er dann erstmals ein Buch in deutscher Sprache. Zu seinen erfolgreichsten Publikationen gehören die Erzählsammlungen „Fernes Beben“, „Wie Reb Froike die Welt rettete“ und das Kurzgeschichten-Kompendium „Spiegel der Welt“, das für seine verschiedenen Lebensabschnitte steht.

Die Stadt Fürth vergibt den Jakob-Wassermann-Literaturpreis seit 1996, um die Erinnerung an den bedeutenden Erzähler zu pflegen, der 1873 in der Kleeblattstadt geboren wurde. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und soll Autorinnen und Autoren würdigen, die sich wie Wassermann für Humanität, Toleranz und Gerechtigkeit einsetzen. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger sind: Edgar Hilsenrath (1996), Hilde Domin (1999), Dagmar Nick (2002), Sten Nadolny (2004), Uwe Timm (2006) und Robert Schindel (2007).

Als Robert Schopflocher am Tag nach der Preisverleihung vor Schülern des Heinrich-Schliemann-Gymnasium aus seiner Erzählung „Der Sitz der Seele“ las, entstand eine lebhafte Diskussion, bei der sich die Jugendlichen sehr interessiert zeigten und viele Fragen stellten.

 

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