22. März bis 27. April

line and structure - Rainer Thomas & Günter Walter


Die Ausstellung „line and structure“ richtet das Augenmerk auf das introvertierte zeichnerische Werk zweier Künstler einer Generation. Einstmals Studienkollegen der Klasse Wendland an der Nürnberger Akademie, verbindet die beiden mehr als das. Günter Walter, geboren 1943, wuchs in Fürth auf, lebt aber seit langem in Freiburg i.B. Rainer Thomas, Jahrgang 1951, stammt aus Weißenburg, ist seinerseits seit Jahren in Fürth ansässig. Vor mehr als drei Jahrzehnten zeigten die zwei ihre Arbeiten in einer Doppelausstellung. Nun kommt es erneut zu einem künstlerischen Dialog im Rahmen einer Ausstellung. So eigenständig das jeweilige Ergebnis ist, so ähnlich zeigt sich die künstlerische Haltung. Gerade weil sich diese Zeichnungen auf jede nachvollziehbare Weise gegenpolig verhalten, beweisen sie eine große Geistesverwandtschaft.


Dass Günter Walters Zeichnungen in den Kosmos der Konkreten Kunst gehören, ist unübersehbar. Über sehr lange Zeit gab es für ihn ausschließlich horizontale und vertikale Linien, die mit Hilfe von Farbstiften und dem Lineal entstehen und nach selbst gestellten Regeln die Blätter bedecken. Erst in jüngerer Zeit ist die Diagonale hinzugekommen. Es geht nicht um Formen, sondern um Chromatik mittels fein nuancierter Farbbündel bzw. Bändern aus Strichlagen. Konzentriert versucht Walter, in einem Blatt eine Unzahl an Linien mit gleicher Strichstärke anzuhäufen, eine einzige, unkontrolliert starke oder schwache Linie aber kann die Arbeit von vielen Stunden zunichte machen.

Rainer Thomas wiederum hat jahrzehntelang freihändig-virtuose Zeichnungen gepflegt, die der organischen Abstraktion zugezählt werden können. Auch ihm war es darum zu tun, nichts abzubilden - sieht man ab von der Mitteilung eines bemerkenswerten energetischen Zustands, quasi einer Erotik der Linie. Aber im Gegensatz zu Walter bezieht er die Fläche so ein, dass eine, wenn auch schwer interpretierbare Räumlichkeit entsteht. In langen Zyklen arbeitete er ausschließlich mit Kohle oder mit Farbstiften, in der letzten Zeit jedoch mit schwarzer Tusche und blauer und roter Tinte.

Bemerkenswert ist die gleiche „Temperatur“ und Intensität: Voller Zärtlichkeit wird das Medium Zeichnung auf unterschiedlichem Weg radikal verabsolutiert. Die unlösbare Frage nach dem schöpferischen Prozess erfährt in dieser Gegenüberstellung einen kleinen, aber nicht völlig unbedeutenden Erkenntnisgewinn. Die Ergebnisse sind unterschiedlich, Weg und Wirkung ähneln sich trotzdem auf verblüffende Weise: Das Medium verschließt sich jeder Verbalisierung und nichts verweist auf Dinge der sichtbaren Welt (Nicoletta Torcelli über Günter Walter), denn das Sehen, nicht Gesehenes wird verzeichnet (Klaus Treuheit über Rainer Thomas), ganz im Sinne der klassischen Formel moderner Ästhetik: „A poem should not mean / But be.“ (A.MacLeish, Ars Poetica)




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