Nordbayerische Zeitung/Nürnberger Zeitung 21.8.2014

Land der krassen Gegensätze


Chinabilder in der kunst galerie fürth

China polarisiert die Menschen, im Leben wie in der Kunstwahrnehmung: Die kunst galerie fürth präsentiert Ansichten von zwei Künstlern, die gegensätzlicher nicht sein können. Gerade das macht die Ausstellung "far, far away - Reisebilder China" so spannend.

Der Maler Bernhard Maria Fuchs und der Fotograf Christian Höhn sind sich im Leben nie begegnet - und werden es auch nicht mehr. Denn der Oberpfälzer Fuchs ist Anfang diesen Jahres einer Krankheit erlegen. Dennoch brachte der Galerist Hans-Peter Miksch gerade diese beiden Künstler zusammen, um einen möglichst starken Kontrast der Wahrnehmung eines fremden Landes zu verdeutlichen.

Und auch, um ein Zeichen zu setzen, dass es mit der kunst galerie fürth wieder aufwärts geht. "Nachdem wir seit 2010 die Galerie nur sechsmal pro Jahr bespielt haben, ist diese Sommerausstellung, die das Reisen zum Inhalt hat, nun unsere erste siebte Ausstellung. Und so soll es auch im nächsten Jahr weitergehen", so Miksch.

In der Tat könnten die ästhetischen Gegensätze krasser nicht sein. Auf der einen Seite präsentiert der gebürtige Bayreuther und nunmehrige Lehrer an der Technischen Hochschule Nürnberg Christian Höhn (Jahrgang 1968) großformatige Fotografien von Megacities, wie man sie aus Science-Fiction-Filmen wie "Blade Runner" kennt. Bilder, die in der Dämmerung aufgenommen worden sind, positioniert aus großer Höhe, vom Dach eines Hochhauses oder von einer Anhöhe herab.

So entstehen Panoramen, die trotz der Fülle einer Vielzahl von Details nie das Ganze zeigen, sondern nur einen Ausschnitt der Stadt, denn es geht links und rechts und in den Raumtiefen immer weiter, uferlos. Fotografien von uniformer Architektur, aus der hin und wieder architektonisch gelungene "Landmarks" herausragen wie das parabelförmige Hochhaus Kingkey 100 in Shenzhen.

Fotografien aber auch, die trotz der Überfülle an Zivilisation menschenleer wirken. Die Langzeitbelichtung von bis zu 30 Sekunden verschluckt die Passanten. Menschliches Leben bekundet sich allein durch die Lichter in Fenstern und den Leuchtspuren der Fahrzeuge.

Gegenüber den Hochglanzfotografien, die im Leuchtkasten die Plastizität der Bauwerke noch betonen, wirken Fuchs`(1959-2014) Ölgemälde ganz anders: Normal- bis kleinformatig, versammeln sie auf den ersten Blick chaotisch anmutende Konglomerationen von Farbe, mal harmonisch, mal in kühnem Kontrast arrangiert. Dick aufgetragen, stechen die Farbkleckse reliefartig aus der Leinwand heraus.

Der Betrachter braucht Zeit, sich einzusehen. Das damals noch im Bau befindliche nestartige Olympiastadion von Peking will erst mal erkannt sein. Tatsächlich verwandelt Fuchs die Stadtlandschaft in eine Landschaft im eigentlichen Sinne, also in ein Zusammenspiel von vertikalen, horizontalen und diagonalen Blöcken, die gelgentlich durch amorphe Strukturen durcheinandergewirbelt werden. Dennoch taucht bei Fuchs nur selten ein Gefühl von beklemmender Überfülle auf wie bei Höhn, beim Maler dominiert eine Aura des Meditativen, der Harmonie.

Treten die Bilder von Fuchs und Höhn nun in einen Dialog zueinander? Nein, Übereinstimmung lässt sich nicht erzielen. Aber der Kontrast ist spannend, er mag die Besucher sogar polarisieren. Wer den einen Künstler bevorzugt, mag den anderen links liegen lassen. Aber solche Gegensätze muss man aushalten - wie in jedem fremden Land auch.

Reinhard Kalb

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