Neuer Titel, gewohntes Konzept: Was 2011 und 2013 unter dem Titel „Soul Train – Positionen der Zeichnung“ begann, wird dieses Jahr als „3. Biennale der Zeichnung“ fortgesetzt. Fünf Galerien in Nürnberg, Fürth, Erlangen, Zirndorf und Schwabach haben sich zusammengeschlossen und stellen von Mai bis Ende aus. In Fürth ist die kunst galerie am Königsplatz Schauplatz, in Zirndorf die Galerie Pinder Park des Kunstvereins.
Im Mittelpunkt der Biennale stehen Künstler-Doppel unterschiedlicher Generationen. Die Wahl von Kunstgalerie-Leiter Hans-Peter Miksch fiel auf Wunschkandidatin Heike Ruschmeyer und Kirill Schröder. Um klassische Zeichnungen handelt es sich bei den Arbeiten der 1956 im niedersächsischen Uchte geborenen Künstlerin nicht. Sie malt zwar viel mit Ölfarben auf Karton und MDF-Platten, auch mit Kreide und Graphit. Aber noch mehr sieht Miksch ihren linearen, realistischen Stil als Charakteristikum dieser Kunstgattung.
Außerdem hat er für die Fürther Ausstellung ausschließlich schwarz-weiße Arbeiten ausgewählt. Ruschmeyers Werke haben immer das gleiche Thema: Opfer von Gewaltverbrechen. Als Vorlage verwendet sie Bilder aus der Gerichtsmedizin sowie Polizei- und Pressefotos. Durch ihre Bearbeitung wird ihnen die Zufälligkeit eines Fotos genommen, und die Motive bekommen eine Wucht, die den Betrachter in den Bann zieht.
Der Augenblick der Tat wird festgehalten als der Moment einer Veränderung, der nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. In eine gerade noch scheinbar heile Welt bricht plötzlich und irreparabel der Akt der Gewalt. Ruschmeyers Werke verstören, bleiben im Bewusstsein hängen, sind aber in keiner Weise exhibitionistisch oder gar obszön.
Fabelwesen und Monster
Ganz anders der Konterpart: Kirill Schröder, 1986 in Sankt Petersburg geboren, ist 30 Jahre jünger als Ruschmeyer. Seine Zeichnungen wirken auf den ersten, flüchtigen Blick harmlos und freundlich. Pastellige, zarte Farben, feine Striche, Linien und Figuren. Aber wehe dem, der genauer hinsieht! Die freundlichen Figuren entpuppen sich als Fabelwesen und Monster, die an Hieronymus Bosch erinnern. Die Bilder lösen sich in viele kleine Einzelszenen auf.
Schröder entlarvt, was sich hinter der heilen Welt verbergen kann und zeichnet all das als bizarres, surreales Panoptikum von Radiergummi-, Wurst- und Maschinenmännchen, Zwergen, Stachelwesen und Spießbürgern. Sie tun, in oft pornografischen Verrenkungen, verstörende Dinge. Gewalt ist auch hier kein Tabuthema. In diesem Punkt treffen die Werke der beiden Künstler, die sonst verschiedener kaum sein könnten, aufeinander und ergänzen sich in ihrer jeweils eigenen Gesellschafts- und Zivilisationskritik.
Zum Internationalen Museumstag gibt es an diesem Sonntag um 13.30 und 14.30 Uhr kostenlose Kurzführungen.
*„Die Schönheit ist eine Linie“, heißt es im letzten Buch des Wiener Kunsthistorikers Werner Hofmann, und er meint damit die Schlangenlinie, die sich allen Kategorien des Geraden und Vorhersehbaren entzieht. In der Kunstgalerie im Zirndorfer Pinderpark sind Werke der beiden Nürnberger Künstler Monika Gropper und Peter Mayer zu sehen. „Kreisläufer“ heißt die Ausstellung, ein Titel, der die Linie bewusst mit einbezieht und der auf die angestrebte Dynamik und Kommunikativität hinweisen will.
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Brigitte Riemann