Fürther Nachrichten, 31.8.2015

Ab nach Indien


„far, far away“: Die Kunstgalerie in Fürth zeigt Reisebilder von Oskar Koller und Harri Schemm

Das Thema Indien nimmt die Kunstgalerie Fürth zum Anlass einer Gegenüberstellung zweier Maler aus der Metropolregion und zweier Generationen: Oskar Koller und Harri Schemm.

Hier der akademisch gebildete Altmeister des Aquarells, dort der unbekümmerte Ironiker: Die Fan-Lager, die Oskar Koller und Harri Schemm hinter sich scharen, dürften einander so lieb haben wie zwei glorreiche Fußballvereine. Jetzt kreuzen sich in Fürth ihre Wege. Derlei Derbys haben es Galeriechef Hans-Peter Miksch angetan; schon die Erstauflage von „far, far away“ im August 2014 mit China-Arbeiten des Fotografen Christian Höhn und China-Gemälden von Bernhard Maria Fuchs war ein großer Erfolg an der Galeriekasse und schlug zwei diametral verschiedene Publika in den Bann. Viele Menschen aus sozialen Berufen (Fuchs), viele Schicke aus der Werbebranche (Höhn), „es war wunderbar“, so Miksch.

Im August 2015 aber ereignet sich am Fürther Königsplatz Verblüffendes: Die Stimmungen, die den Betrachter der Arbeiten Kollers und Schemms umfangen, ähneln einander frappierend. Und was war gleich wieder von Schemm, was von Koller?

Freilichtmalerei, Lichtexplosionen, Farben satt. Eine ganze Galeriewand hält einen raffiniert zusammengestellten Mix aus Koller- und Schemm-Aquarellen bereit, die auseinanderzuhalten auf den ersten Blick schwer fällt — „It’s all about colour“ ist nicht zufällig der Titel einer Schemm-Arbeit gleich beim Eingang. Es geht immer um die Farben — was wiederum Kollers Maxime war. Es ist gerade so, als wolle Miksch, der 18 Jahre lang als Privatsekretär in Kollers Diensten stand, sagen: Da staunt ihr, ihr lieben Progressiven, was?

Zugleich darf die Schemm-Gemeinde zur Kenntnis nehmen, dass ihr Lieblingsironiker eben doch nicht nur der Performer ist, der auf einem Weinkorken-Floß die Pegnitz herunterzuschippern versucht. Schemm, der Nürnberger Mal–Autodidakt, tritt auch in seinen Indien-Werken nicht die Humoristenbrille in die Tonne; doch zugleich zeigt er sich hier von einer entspannten, unaufgeregt introvertierten Seite, gleichsam am Ziel einer Pilgerreise ins Seelen-Ich. Was wenig wundert, denn Indien ist seit 1993 jährliches Sehnsuchtsziel und Winterquartier Harri Schemms.

Matthias Boll

gekürzter Artikel aus der Printausgabe für die online-Ausgabe

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