10. Februar bis 25. März

Driftende Bauten - (Un)Mögliche Architektur


Ob Stadtentwürfe oder lediglich Gebäude als kleinste Einheit der Stadt: Künstler machen Modellhäuser, für die die Chance auf eine Realisierung keine Rolle spielt, Sehnsuchtsarchitektur jenseits von physikalischen Gesetzen, die zum Träumen stimulieren oder verstören kann. Eine Kunstausstellung zu (un)möglicher Architektur ist keine Ausstellung von Architekturentwürfen. Der Titel „Driftende Bauten“ sagt, dass es um etwas geht, das nicht wirklich dingfest gemacht werden will.

Die Malerei von Roland Boden aus Berlin erinnert an surreale Bilder Giorgio de Chiricos und hat einen Zug ins Dystopische, die digitalen Collagen (Composings) von Filip Dujardin aus Gent wirken ebenso glaubhaft wie irreal, eine Science-fiction-Architektur nur aus Vorgefundenem und Déjà-vus. Der „Ziegenturm“ ist eine grotesk wuchernde Großplastik des Künstlerpaars Britta und Ron Helbig aus Berlin (GODsDOGs), die direkt aus "Mittelerde" zu kommen scheint. Ganz anders die filigranen Architekturminiaturen (respektive Skulpturen) aus gegossenem Feinbeton von Joachim Manz aus Bremen oder die kühlen Renderings (Computerbilder aus Rohdaten) von Philipp Schaerer aus Zürich, der gewissermaßen Neuinterpretationen von u.a. heimatlichen architektonischen Elementen entwirft. Bizarr auf je unterschiedliche Art sind die bemalten Bronzen mit Keramik von Thomas Virnich aus Mönchengladbach (darunter eine Abbreviatur des Eiffelturms) und die potemkinschen Gebäudekulissen und neurotischen Häuser von Fredder Wanoth aus Nürnberg.

Die gezeigten Arbeiten verstehen sich auch als Diskussionsbeitrag zu Möglichkeiten von Architektur. Als quasi frei schwebende Architekturfiktionen erzeugen sie bei einem Beobachter ebenso eine Atmosphäre wie Abbildungen realer Bauten. Die Differenz zwischen der herkömmlichen architektonischen Rhetorik und solchen tendenziell unwahrscheinlichen Bauten bietet Anlass für ein Nachdenken über die Erfahrung von Raum, Lebensqualität und die Kultur von Städten, mit anderen Worten über die Qualität von Urbanität. Insofern fügt sich die Ausstellung ins Programm zu Fürths Jubiläum „200 Jahre eigenständig“.

Hans-Peter Miksch

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