Nordbayerische Zeitung, 20./21.1.2018

Künstlerischer Blick über den Kofferrand


"Fürthhochzwölf" in der kunst galerie fürth

Wer wohnt in dem Haus mit dem Tattoostudio im Erdgeschoss? Wer besucht das Café Kaffeebohne in der Gustavstraße? Und wer sind meine Nachbarn? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Ausstellung "fürthhochzwölf" in der kunst galerie fürth.

Elf Schülerinnen und ein Schüler des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums haben die Schau im Rahmen eines Projektseminars im Fach Kunst erstellt. "Die Ausstellung gibt einen ganz neuen Blick auf die eigene Stadt", sagt Rebecca Suttner von der Kunstgalerie.

So erinnert eine aus Pappe nachgebaute Fabrik, die aus einem Lederkoffer lugt, daran, dass in der "Fürther Kofferfabrik" tatsächlich einmal Koffer hergestellt worden sind - bevor die Kultur einzog. Auf Papier ausgedruckte Aschenbecher sind das Rauchzeichen ins Heute.

Eine andere Arbeit zeigt, wie die Wolfgrubermühle vom Schandfleck zu einem gerne genutzten Treffpunkt werden kann. Ohne Müll, dafür aber mit Tischen und einer Hängematte bekommt das Gemäuer an der Pegnitz ein neues Gesicht. In der Kunstgalerie zeigt ein Video die Verwandlung.

Die Schüler haben bewusst darauf verzichtet, ihre Namen neben die Werke zu schreiben. Mehr als einen Nachnamen am Briefkasten wollte hingegen eine der Schülerinnen von ihren Nachbarn erfahren. In einer Kommode hat sie jeder Wohnpartei eine Schublade gewidmet. Mit Tabakbeuteln und Kronkorken hat sich eine Männer-WG dort verewigt.

Mit unterschiedlichen Techniken haben die Gymnasiasten plastische, zeichnerische oder fotografische Werke geschaffen. So verbrannte eine Schülerin ihr Kunstwerk kurzerhand - weil sie damit unzufrieden war. Fotos von der Performance schmücken nun die weißen Wände der Galerie.

Die Schüler haben Qualitätsstandards kennengelernt. Denn: "Sie müssen verstehen, dass es um ein ästhetisches Gesamtkonzept geht", sagt Suttner. Ein unsauber geschnittenes Foto mit ausgefransten Rändern? Keine Chance.

Marie Zahout

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