13. Januar bis 24. Februar

Marcel van Eeden - Zigmund`s Machine


Sieben Ausstellungsinstitutionen der Metropolregion Nürnberg laden ein zur 5. Biennale der Zeichnung in der Metropolregion. Der Beitrag der städtischen Galerie von Fürth ist die Ausstellung des Zeichners Marcel van Eeden, der für diese Schau eine neue Bilderserie geschaffen hat, die der Ausstellung ihren Titel gibt: "Zigmund`s Machine".

Marcel van Eeden wurde am 22.11.1965 in Den Haag, NL, geboren. Er studierte Malerei von 1989 bis 1993 an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten, Den Haag. Von 2006 bis 2008 lebte er in Berlin, wo er als Teilnehmer der 4. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst (25.3.-5.6.2006) der internationalen Öffentlichkeit vorgestellt wurde mit einer Serie von 137 Zeichnungen. Seit 2008 lebt und arbeitet er abwechselnd in Zürich, Den Haag und Karlsruhe, wo er eine Professur an der Staatlichen Akademie der Künste innehat.

Mit seinen malerisch angelegten Zeichnungen (die Grautöne und der Chiaroscuro-Effekt sind ihm wichtiger als die Linie [1]), die in der Regel Teil von Bildserien sind, ist Marcel van Eeden international bekannt. Bei der Technik beschränkt er sich im Wesentlichen auf den fetthaltigen, sogenannten Negro(kohle)stift, dazu kommen im Einzelfall farbige Stifte oder Kreiden und das Aquarell. Für die Motiv-Findung hat er eine Spielregel aufgestellt: Marcel van Eeden verwendet seit 1985 Bildvorlagen (Fotos, Poster, Bücher, Magazine, Briefe), die alle aus der Zeit vor seiner Geburt stammen müssen. Er dreht quasi den Zeitfluss um, weil er seine Motivik aus einer im Laufe seines Lebens zunehmend weiter zurückliegenden Vergangenheit nimmt. Zurecht werden die Blätter immer wieder mit dem Film noir verglichen, oder zumindest mit Storyboards solcher Filme (Parallelen zu entsprechenden Graphic Novels eingeschlossen). Bild- und Textvorlagen werden teilweise assoziativen und bruchstückhaften, teilweise aber auch linearen Geschichten zusammengefügt, einzelne Serien-„Helden“ können in neuen Bildserien auftauchen. Ausgangspunkt dieses Interesses von van Eeden an einer vergangenen Gegenwart ist die grundlegende Überlegung, dass die Welt existiert hat vor der Geburt eines Individuums, wie sie nach seinem Tod existieren wird. Eine Überlegung, für die sich van Eeden auf Arthur Schopenhauer beruft, der sagte, dass es tröstlich sei, dass das Individuum aus dem Nichts kommt und wieder ins Nichts übergeht. [2]

Die Ausstellung zeigt einige großformatige Einzelblätter, verschiedene Bilderserien (The Restaurant, 2013, The Room, 2013, High Mountains/Turm der Blauen Pferde, 2017) und eine extra für Fürth geschaffene neue Serie, der die Ausstellung auch ihren Titel verdankt, „Zigmund`s Machine“. Dieser Titel (bzw. der vollständige Name eines der beiden Titelhelden: Gert Zigmund) ist ein Anagramm aus GRUNDIG und METZ, die fiktive Handlung spielt im Fürth der Nachkriegszeit, in den Textfragmenten, die jede Zeichnung begleiten, finden sich Schopenhauer-Zitate ebenso wie Anspielungen auf die Industriegeschichte Fürths, die mit Rundfunk- und Fernsehtechnik aufs Engste verbunden ist (eine Übersetzung liegt aus). Das Ganze wirkt obskur, geheimnisvoll und enthüllt eine bisher unbekannte, spektakuläre Erfindung, nämlich eine Maschine, die den Schopenhauerschen Willen, der hinter allem als Energie steckt, extrahieren kann. Woraus? Das wird Marcel van Eedens nächste Bilderserie, die Fortsetzung der Geschichte in Amsterdam zeigen. Text und Bild ergänzen sich nicht unbedingt, zumindest sind die Texte keine Kommentare. Und doch entsteht keine Beliebigkeit, sondern ein beinahe lyrischer Zusammenhang. In jungen Jahren hatte van Eeden Schriftsteller werden wollen. Nun schafft er auf seine besondere bildnerische Weise die Welt neu.

 

[1] deshalb bezeichnete ihn die FAZ einst als den „letzte(n) große(n) niederländische(n) Caravaggist(en)“

[2]was wir im Tode fürchten, ist in der That der Untergang des Individuums…“. Aber der „auf den Flügeln der Zeit heraneilende(n) Tode (hat) … keine Gewalt über den…, der da weiß, dass ja er selbst jener Wille ist, dessen Objektivation oder Abbild die ganze Welt ist, dem daher das Leben allezeit gewiss bleibt und auch die Gegenwart, die eigentliche, alleinige Form der Erscheinung des Willens, den daher keine unendliche Vergangenheit oder Zukunft, in denen er nicht wäre, schrecken kann.“ A. Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Viertes Buch, § 54

 

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