4. Mai bis 16. Juni 2019

Tonto 25 Jahre Existenz & Petitessen


TONTO ist der Name eines deutsch-österreichischen Künstlerkollektivs, das sich zwischen den zwei Polen Graz und Erlangen bewegt. Aktuell besteht die Gruppe aus dem Gründer, dem Österreicher Helmut Kaplan, aus der Österreicherin Edda Strobl und aus Michael Jordan, Erlangen, ironischerweise tituliert als „Korrespondent für Deutschland und die USA“. Als Helmut Kaplan 1994 den Namen TONTO auswählte, war ihm nicht bewusst, dass das auf Italienisch Trottel bedeutet. Was im Nachhinein aber irgendwie passend erscheint für die diversen Low-Budget-Produktionen, gleich ob im Bereich Musik oder Literatur.

Ursprünglich war TONTO eine Plattform für experimentelle Musik. Comic bzw. Graphic Novel kam im Jahr 2000 als Ausdrucksmedium hinzu. In der Zwischenzeit hat das Kollektiv rund 30 Bücher und Hefte publiziert. Und TONTO versteht sich als Plattform für Bild, Text, Literatur, ist nicht nur im deutschsprachigen Raum unterwegs, sondern netzwerkt weltweit, war und ist auf vielen internationalen Comic-Messen und -festivals präsent, und selbst haben sie auch zweimal Comicfestivals veranstaltet.

Das Medium Comic ist für die Gruppe die Basis eines künstlerischen Diskurses, der gleichermaßen unabhängig von anderen Strömungen wie auch unbedingt konzeptuell auftritt. Die Kooperation ist ihnen wichtig, es gibt in der Ausstellung Comics zu sehen von mehr als einem Dutzend Zeichner und temporären Gruppenmitgliedern. Es sind Blätter entstanden, auf denen einer auf den anderen reagiert hat, und die deshalb gegen das klassische Prinzip der singulären Autorenschaft "verstoßen". Als Ermöglicher, als die sie sich verstehen, steht für die drei 'Tontisten' die Kooperation und Kollaboration mit anderen Zeichnern im Mittelpunkt.

Die Zeichnung steht naturgemäß im Mittelpunkt, bleibt aber nicht beschränkt auf tradierte Erscheinungsformen. Neben Zeichnungen gibt es auch Kleinplastiken. Nach wie vor geht es der Gruppe um das gemeinsame „Bohren in Welt“. Comic ist bei Tonto häufig auf einer Metaebene angesiedelt: Nachdenken über das Medium als solches, Brüche in der Narration, die Frage, wie assoziativ Narration überhaupt sein kann, "Independent Comics" gewissermaßen...

Aus der Ansprache von Herbert Heinzelmann: "(...) Ihre Werke zeigen Gegenstände, Figuren, Landschaften und Verhältnisse, die kaum Bestand haben, sondern Metamorphosen unterworfen sind. Seit Escher können Räume sich multiperspektivisch präsentieren. Die Orientierung nach Kompass will man bei Tonto nicht. Wo führt sie auch hin, wenn man in Traumräumen wandert? Man durchschreitet eine Comic-Welt in Arbeitsmetamorphosen. Denn manchmal geht eine Geschichte von Künstler zu Künstler. Dabei verändert sie ihr Aussehen, ihre Richtung, gewinnt an Uneindeutigkeit. Es ist, wenn auch nicht immer, eine Kunst des Kollektivs. Es herrscht Gruppendynamik, die Schönheit eines Atompilzes, der sich in Bildern verschiedener Künstler ausbreitet und Schatten des Schreckens wirft. Die Explosion kann man in diesem Raum verfolgen wie in Zeitlupe. Sie legt sich über alle Themen zwischen der Expansion des Universums, den Verwerfungen der Gesellschaft und den Grotten des Unterbewusstseins. Schließlich war auch Sigmund Freud ein Österreicher. (...)"

(c) Hans-Peter Miksch

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