28. September bis 11. November

Ruth Liberman


Arbeiten der in New York lebenden Künstlerin Ruth Liberman.

Die kunst galerie fürth und das Jüdische Museum Franken zeigen in einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt Arbeiten der in New York lebenden Künstlerin Ruth Liberman. In Frankfurt a.M. geboren als Tochter eines Vaters, der den Holocaust überlebte, und einer während des Krieges in der Schweiz untergekommenen Mutter, interessiert sie sich in ihrem Werk für das Schicksal von Menschen, deren Leben durch einen unfreiwilligen und unabwendbaren Augenblick eine unumkehrbare Wendung nahm.

Über Stationen in Israel, in Großbritannien, wo sie Kunst studierte, und Kanada kam Ruth Liberman 1989 in die USA. Damit ging für sie eine über 20-jährige Wanderschaft zu Ende. In ihren Werken, die ohne die Jugend im Nachkriegsdeutschland nicht denkbar sind, thematisiert Liberman eindrucksvoll und ironisch die Bedeutungsebenen von Erinnerung und Schrift. Die ‚Schreibtischtäter’ visualisiert sie auf abstrakte Weise durch die Serie der „Word Shot(s)“: Die Hersteller von Repetiergewehren waren auch die ersten Hersteller von Schreibmaschinen (z.B. Remington). So lässt sie auf dem Schießstand deutsche Wörter, deren Klang ihr unangenehm ist, im altmodischen Schreibmaschinenschriftbild ‚erschießen’. Sie hasst nach eigenen Worten die Wörter „not for their content but for their sound“. Die absurde Idee, Wörter auf diese Weise zum Schweigen bringen zu wollen, gibt ein Spannungsfeld von Immaterialität und Omnipotenz vor. Die Macht der Wörter wird durch die Manipulationen gebrochen. Das Anschlagen der Typen auf der Schreibmaschine und das Abziehen einer Pistole werden in ihrer Mechanik beinahe spiegelbildlich.

Liberman beeindruckt durch ihre ungewöhnlichen mikrografischen Projekte (Übertragung von Schriftdokumenten mit Hilfe eines Zahnarztinstrumentes auf heute praktisch nicht mehr verwendetes Carbon-Schreibmaschinenband) - filigrane, installative Papierarbeiten. So gestaltete sie Erinnerungs- bzw. Tagebuchtexte von Überlebenden des Holocaust neu, aber ebenso Briefe eines wegen Kommunismus verfolgten US-Bürgers („Letters from the Tombs“). Die Texte sind dabei in den meisten Fällen nicht mehr unmittelbar lesbar, bleiben aber als erschreckender Untergrund poetisch wirkender Buchstaben-Landschaften präsent. Einzelne, noch erkennbare Worte werden umso wichtiger. Die Opazität der Textlandschaften machen das Öffentliche privat, erzeugen auch eine Sehnsucht nach Sinn, die nicht unmittelbar gestillt wird.

Gezeigt werden zudem große figürliche Collagen oder Inkjet-Drucke eher informeller Art (Serie ‚Blots’ / Kleckse), die allerdings allein schon durch die dominante Verwendung von Tinte an die Arbeiten zur Schrift anschließen.

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