13. Januar bis 26. Februar 2006

MeisterSchüler


Diet Sayler und Tatsushi Kawanabe

Mit Diet Sayler, Professor an der Nürnberger Kunst-akademie von 1992 bis 2005, und einem seiner früheren Meisterschüler, dem 1970 geborenen Japaner Tatsushi Kawanabe, zeigt die städtische Galerie bereits die fünfte Folge der Gegenüberstellungen ehemaliger Akademielehrer und eines /einer ihrer ehemaligen Meisterschüler / -innen. Gerade Diet Sayler hat sich nachdrücklich zum Dialog mit seinen Studenten "auf gleicher Augenhöhe" bekannt, was exakt die Intention dieser lockeren Ausstellungsfolge seit 2003 ist.

Auch die neue Paarung verspricht spannende Einblicke eher durch Verwandtschaft als durch Kontrast. Sayler zählt seit Jahrzehnten zu den bemerkenswertesten europäischen Vertretern der konstruktiven Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein vor mehr als 15 Jahren vorgelegtes Madrider Manifest ("Basic-Statement"), mit dem er sich neu zu Farbe und Emotion bekannte und für einen Bruch mit den erstarrten Dogmen der Konkreten (Nachkriegs-)Kunst aussprach, hat ihm ermöglicht, aus dem Lager der Konkreten zu Neuem aufzubrechen. Er hat eine großformatige Farbfeldmalerei entwickelt, in die er Grundprinzipien der Collage und der Farbschichtung einbezieht.

Kawanabes Arbeiten gehorchen dem Oberbegriff der ‚Leeren Mitte'. Darin verschmilzt die Anspielung auf die Leere, auf die der Meditierende seine Gedanken richtet, mit der Beobachtung des Nichteuropäers, dass zumindest im Zentrum der mittelalterlich geprägten Städte die Kirche steht. Folgerichtig nimmt er die Grundrisse mittelalterlicher Kirchen als Rahmen bzw. als Klappaltäre für einen Leerraum, der mit seiner Abwesenheit auch auf eine Anwesenheit anspielt.

Die auf den ersten Blick möglichen Ähnlichkeiten im Werk des jungen wie des älteren Künstlers werden bei näherer Betrachtung zu expliziten kulturellen Unterschieden. Der konstruktiven Malerei Europas wurde immer wieder gerne eine spirituelle Haltung unterstellt. Im Einzelfall muss das nicht falsch sein, dennoch sind beispielsweise die Bezüge zur Architektur wesentlich zwingender. Ausgerechnet ein Japaner aber aus dem buddhistisch-shintoistischen Kulturkreis präsentiert uns einen explizit christlichen Formenkanon, der den Betrachter drängt, die jeweils zugeordnete Farbe inhaltlich zu deuten.
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