Abendzeitung, 15.3.2007

Fenstergucker in Fürth

Barbara Lidfors eröffnet in der Städtischen Galerie die Stafette "Short Stories"


Die Willkür hat Methode, der Zufall Charakter: Ein halbes Dutzend Künstlerinnen hat Hans-Peter Miksch, der Leiter der Städtischen Galerie in Fürth, eingeladen, um im Wochen-Rhythmus Ausschnitte aus ihrer Bilderwelt zu zeigen. Das verringert die Qual der Auswahl und erhöht beim Kunstfreund die Gefahr, den nächsten Spulenwechsel zu verpassen. Die sechs "Short Stories" sind ein Gedanken-Sampler auf der Höhe der Atemlosigkeit. Die Malerin Barbara Lidfors macht den Anfang.

Der Blick des Flaneurs haben es der gebürtigen Amerikanerin, die jetzt seit vier Jahren in Fürth lebt, angetan. Ein reales "Spielstraßen"-Schild weist den Weg an imaginärer Hauswand entlang mit Fensterguckern. Links schaut OB Jung heraus, rechts Jung und Alt wie du und ich. Wartestellung für den Augenblick, spannungsreich und lässig zugleich im Ausdruck und in der Körperhaltung. Für die gekonnte Verfechterin der Gegenständlichkeit (Jahrgang 1949) ist diese Art, sich aus dem Fenster zu lehnen, keine schlechte Methode des Portraits: "Man stellt sich leichter ihr Zuhause vor." Weiter hinten setzt sich die Straße fort, dort, wo sich Illusionisten-Rosa und Multi-Kulti-Impressionen zum Blickfang-Puzzle fügen, dessen malerische Komponente Reizwert hat.

Auf der Empore begegnet man noch einem großäugigen Menschenbild der Barbara Lidfors. Es stellt die Verbindung her zu den anderen fünf Künstlerinnen, die ab kommenden Montag folgen werden und mit je einer Referenz-Arbeit das Panorama der Stile abstecken: figürliche, abstrakte und konzeptionelle Kunst als Dreisprung. Man begegnet Lisa Langs rätselhafter Bild-Geschichte mit Pelzmützen-Agent und Tiefflieger, Christine Nikols abstraktem Blumen-Beet, Gertrud Wennings aufgelöster Vermeer-Hommage, den atmosphärischen Flussfahrt-Ellipsen der Ursula Kreutz und den Video-Variationen der Gabriele Olesch. Eine Reinschmecker-Revue, die auch dezent aufs Potenzial der Szene hinweist.

Andreas Radlmaier




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