Abendzeitung Nürnberg, 11.05.2006

Wärmestube aus Wachs


Vasen und "Elephantenohren": Inge Gutbrod stellt in Fürth und Neumarkt aus

Inge Gutbrod ist zweifellos gefragt. Als die Künstlerin vor zwei Jahren nach Paris aufbrach, hatte sie nicht nur ein Stipendium für die französische Hauptstadt in der Tasche, sondern auch Ausstellungsanfragen vom Heidelberger Kunstverein, vom Museum Lothar Fischer in Neumarkt und von der kunst galerie fürth. Und in Paris machte sich Gutbrod dann auch gleich Gedanken über eine Tournee mit drei unterschiedlichen, sich ergänzenden Ausstellungen, die nun in Fürth und Neumarkt angekommen ist. Eine einmalige Gelegenheit, Inge Gutbrod, bei der die Kunst bekanntlich wie Wachs in den Händen ist, umfassend kennenzulernen.

1992 entdeckte Inge Gutbrod Paraffin und die ungeahnten Möglichkeiten, die dieses Material als Kunststoff birgt. Kühl können die durchschimmernden, undurchsichtigen Objekte und Skulpturen aus diesem Material wirken. Aber auch einladend, wie die Kulturpreisträgerin mit farbigen Wachstafeln und Leuchtkästen unter dem Titel "Wärmestube" in Heidelberg gezeigt hat und wie im Katalog, der alle drei Ausstellungen dokumentiert, zu sehen ist. Sie können zerbrechlich scheinen, aber auch solide und mit Gebrauchswert wie die 120 Vasen, die Gutbrod in Fürth in einer sechsstöckigen "Étagère" angeordnet hat, oder die Wachsketten, die am "Elephantenohrenständer" hängen.

An Grenzen des Materials gestoßen

In diesem Jahr ist Inge Gutbrod an die Grenzen des Materials gestoßen. Glasfaserverstärkter Kunststoff war notwendig, um die "Große Vasenskulptur", ein Raum beherrschendes Werk aus zehn weißen Vasen, realisieren zu können. Und nicht nur was das Material betrifft, zeigt sich die raumbezogen arbeitende Künstlerin von einer unbekannteren Seite. Besucher können sie mit "Let`s dance", einer Installation aus zweifarbigen Siebdruckblättern, auch als Malerin kennenlernen, oder erstmals als Fotografin. Als solche hat sie sich in Paris betätigt, wo sie Parallelen zu ihrer Arbeit entdeckt hat: in Schaufenstern, wo mehr oder weniger kunstvoll arrangierte Vasen zu sehen waren. Wobei die Künstlerin mit Sinn für Ironie diesen Begriff auch schon mal auf Gummistiefel ausdehnt.

Ute Maucher
Zurueck Zurück Versenden versendenDrucken drucken
2021 © kunst galerie fürth - Impressum
Zum Thema
Inge Gutbrod