Abendzeitung Nürnberg, 24.06.2006

Die Drachen kommen

Pflanzenwesen: Ren Rong in der kunst galerie fürth


Ren Rong ist bienenfleißig, äußerst produktiv - und erfolgreich. In dieser Hinsicht entspricht der 46-Jährige ganz dem Bild, das sich die westliche Welt von einem Chinesen macht. Was seine Arbeit auszeichnet, passt aber schon nicht mehr zum Klischee: Phantasie, Witz und Kreativität. Eine gelungen präsentierte Auswahl aus dem umfangreichen Werk des gefragten Künstlers ist ab heute in der kunst galerie fürth zu sehen.

Ren Rongs Markenzeichen sind die Pflanzenmenschen, Phantasiewesen mit Pflanzenkörpern, aus denen menschliche Gliedmaßen und Köpfe treiben. Jedes ist anders, aber alle haben das selbe uniforme Lachen im Gesicht - oder den Schalk im Nacken. Die scherenschnittartigen Wesen tauchen auf mit Wachs überzogenen Leinwänden und Collagen aus Buchtextseiten auf. In der Serie "Unterwegs" zeigen sie sich freizügig in erotischen Posen auf mit Stadtplänen beklebten Pappkartons und ein einzelnes, überdimensionales Wesen schlängelt sich über ein Wandbild aus 36 Holztafeln.

Unter diesem Werk mit dem bedrohlich klingenden Titel "Drachen kommen" stehen - der Terrakotta-Armee nicht unähnlich - eiserne Pflanzenmenschen in Reih und Glied. Heiter und harmonisch wirkt dieses Ensemble - trotz der strengen Anordnung und den Anspielungen der Einzelfiguren auf Macht und Dominanz etwa, auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft oder Mensch und Natur.

Die Skulpturen lässt Ren Rong, der seit 1986 in Deutschland lebt, in China entstehen, wohin er immer öfter pendelt. Als Künstler unterhält er dort ein Atelier, als Förderer sein Künstlerdorf und als Kunstvermittler zwischen Ost und West eine Ausstellungshalle. (...)

Ute Maucher




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