Nürnberger Nachrichten, 23./24.01.2005

Gottesanbeterin und große Braut

Die Kunstgalerie Fürth zeigt Bildhauerei von Lothar Fischer und Klaus Hack


In der Reihe der Lehrer-/Meisterschüler-Ausstellungen hat Hans-Peter Miksch jetzt zum vierten Mal ein spannendes Duett in der Kunstgalerie Fürth inszeniert. Lothar Fischer und Klaus Hack heißt die aktuelle Paarung, die zugleich an einen der bedeutendsten figürlich arbeitenden Bildhauer des 20. Jahrhunderts erinnert.

Im Juni 2004, wenige Tage vor der Eröffnung seines Museums in Neumarkt, starb Fischer im Alter von 70 Jahren. Die Fürther Ausstellung war schon lange zuvor geplant. Sie zeugt, bei aller Verschiedenheit in Material und Ausdrucksform, von einer großen künstlerischen Seelenverwandtschaft, die umso erstaunlicher ist, als Hack gerade ein Semester lang als Meisterschüler bei Fischer in Berlin studierte. "Man kann nur analog zur Natur arbeiten, aber nie die Natur abbilden", lautete das Credo Fischers, der eine ganz eigene Vorstellung von "klassischer Skulptur" entwickelte. In seinen dunkel-rostfarbenen Eisengussfiguren verbindet sich die Bildsprache prähistorischer Kulturen mit moderner Abstraktion zu Figuren, die an Ikonen erinnern. Ein "Hoher Kopf", die "Gottesanbeterin" mit knochigen Gliedern, eine "Dreikantstele", die einer stilisierten Gewandfigur ähnelt, sind von stiller Anmut und lassen zugleich eine archaische Kraft spüren.

Nur einige kleinere Skulpturen und eine Reiterfigurengruppe hat Miksch, neben fünf Tuschezeichnungen, aus der Stiftung Lothar und Christel Fischer ausgewählt. Oben auf der Galerie platziert, kann man sie wie Ahnen der die Halle einnehmenden Figuren Klaus Hacks ansehen. Auch seinen geweißelten Holzskulpturen - Baumstämme, die er mit der Motorsäge bearbeitet, entkernt und mit dem Stechbeitel gitterartig durchlöchert - ist etwas Rohes und Erhabenes zu eigen. Nach seinem Totentanz-Zyklus von 2001 hat der in Bayreuth geborene Künstler, der zunächst bei Wilhelm Uhlig in Nürnberg studierte, zum Thema der Braut und der Kleidfigur gefunden. Dabei geht es ihm, wie Fischer, nie um Naturnachbildung, sondern um eigene Formlösungen, deren Endzustand oft nur ein vorläufiger ist. Reifrock oder Rüstung

Die abstraktesten Arbeiten gleichen Kegeln oder nach oben sich verjüngenden Türmen und haben wie das "Babelkleid" eine fast sakrale Anmutung. Doch auch die "Sitzende Kleidfigur", die "Große Braut" oder die Skulptur "Zwei Zöpfe", die stärker an der menschlichen Gestalt orientiert sind, entziehen sich in ihrer aufgebrochenen Form und eigenwilligen Proportionierung der eindeutigen Zuschreibung. Oft ist der kantige Kopfblock übergroß, sind die Arme zur Kreuzform verkürzt, könnte das Kleid ebenso Reifrock wie Rüstung sein.

Zwischen expressiver Formsprache, die unmittelbar in zwei massiver gearbeiteten Figuren zum Ausdruck kommt, und fast architekturhafter Abstraktion bewegen sich Hacks Arbeiten. Wächtern gleich, scheint in seinen Skulpturen etwas Vergangenes und etwas Utopisches aufgehoben zu sein. Eine spannende, sehr eigenständige bildhauerische Position, die ihrem prominenten Lehrer alle Ehre macht.

Regina Urban




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