Nürnberger Zeitung, 19.01.2005

Der weiße Riese steht in Fürth

Skulpturen von Fischer und Hack in Fürth


"Ein Intellektueller ist selten ein bildender Künstler", lautete ein Credo von Lothar Fischer. Konzept-Kunst war in der Werte-Skala des 2004 verstorbenen Künstlers deshalb außen vor. Aber auch mit seinesgleichen, den figurativen Bildhauern, ging er hart ins Gericht. Das bekamen nicht zuletzt seine Schüler an der Berliner Kunstakademie zu spüren. In seinem Manifest "Zur Kunst aus bildnerischer Sicht" erwähnte er nur einen als wertzuschätzendes Beispiel: Klaus Hack.

Hack und Fischer, dem früheren Akademielehrer (1933-2004) und seinem einstigen Meisterschüler (Jahrgang 1966), ist die neue Ausstellung in der kunst galerie fürth gewidmet. Mit beider "Begegnung in Augenhöhe" setzt Galerie-Leiter Hans-Peter Miksch seine Lehrer-Schüler-Präsentationen fort. Zu Recht! Die helle, klar gestaltete Schau, in der die Eisenskulpturen des "Älteren" bei aller Fantasie die strengere, Hacks weiß bemalte Holzfiguren die spielerischere Rolle einnehmen, ist sehenswert.

Was Miksch mit "Seelenverwandtschaft" der Künstler meint, die nach der Hochschulzeit befreundet waren, zeichnet sich durch inhaltliche Nähe bei sehr unterschiedlicher Ausgestaltung ab. Aber auch dass Hack keiner war, der brav in die Fußstapfen seines Lehrers stieg, wird deutlich. Für die Schau habe man "den Jüngeren in den Mittelpunkt stellen wollen, ohne den Älteren zu missbrauchen", so Miksch.

Eine kleine, aber feine Auswahl

So ist nun Fischer mit nur vier Protagonisten seines Spätwerks vertreten: einer Sphinx-ähnlichen "Gottesanbeterin", einer "Dreikantstele", dem "Hohen Kopf III" sowie der Figurengruppe "Quadriga". Eine kleine, aber feine Auswahl, die eine Vorstellung von Fischers eisernem Kosmos der skulpturalen Mischwesen vermittelt.

Hacks entindividualisierte, zwischen Derb- und Zartheit jedoch vielseitige Holzskulpturen stehen dem Ideal von der Kunstfigur, die nicht nach dem Modell gearbeitet, sondern vom Künstler als seine "Schöpfung" geschaffen wird, in nichts nach. "Sonderling" und "Sonderstuhl", "Babelrock" oder "Die große Braut mit Kreuz" heißen seine teils mehr als türstockgroßen weißen Riesen. Sie sind nach innen und außen durchbrochen und aus Kirsch-, Fichten- oder Pappelholz gesägt. Ein Zusammenspiel von ornamentalen Mustern - etwa bei den zahlreichen Röcken - und zyklopen- oder elefantenhaften Köpfen strafft den Spannungsbogen drastisch.

Fischer wie Hack gemein ist ihr Verständnis der Natur, die allenfalls als vager Anlass für Abstraktion verstanden wird. Bei beiden ist das Bestreben, Volumen und Masse durch Aushöhlung durch Raum zu ersetzen, kennzeichnend.

Einige Zeichnungen der beiden Künstler runden die Schau ab, die, in sich stimmig, auch als Querverweis auf das Museum Lothar Fischer in Neumarkt/Opf. betrachtet werden kann, aus dem die Fischer-Exponate stammen.

Christian Mückl




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