Fürther Nachrichten, 10./11.09.2005

Markante Positionen eines großen Malers


Bäume, Tänzerinnen, Collagen: Eine Fürther Hommage zum 80. Geburtstag von Oskar Koller

m Oktober vergangenen Jahres erinnerte das Nürnberger Kunsthaus mit einer repräsentativen Gedächtnisausstellung an den fünf Monate zuvor verstorbenen Maler Oskar Koller. Der Blick richtete sich vor allem auf das in den Jahren 1956 bis 1980 entstandene Werk. Zum 80. Geburtstag, den der renommierte, in Erlangen geborene Maler am 16. Oktober gefeiert hätte, zeigt nun die Fürther Kunstgalerie eine Retrospektive, die sich schon aufgrund der knapp bemessenen Raumverhältnisse beschränken musste. Eine Beschränkung allerdings, die der Ausstellung keineswegs zum Nachteil gerät.

Galerieleiter Hans-Peter Miksch konzentrierte sich auf drei, in Kollers Oeuvre herausragende Themenbereiche: Bäume, Tänzerinnen, die innerhalb der Werkgruppe der Figuren eine besondere Stellung einnehmen, und Collagen. Bei allem inneren Zusammenhalt des Koller`schen Gesamtwerkes, markieren diese Themen die kontrastreiche Spannweite eines Künstlers, der sich von der Schönheit des Lebens ebenso faszinieren ließ wie er empfänglich war für dunkle Stimmungen. Ersteres findet seine Widerhall in den "Tänzerinnen", letzteres kommt in den Baum-Bildern zum Ausdruck, während in den architektur-bezogenen Collagen auch eine poetisch grundierte rationalistische Facette aufscheint.

Den dominanten Blickfang der Ausstellung bilden, durch ihre Größe und düstere Farbwucht, die Baum-Gemälde aus den 90er Jahren. Massiv und gewaltig sind die Stämme, die Baumkronen darüber werden nur angeschnitten. Stark, schroff und erdverbunden wirken diese Arbeiten, als wollten sie den Bedrohungen der Welt trotzen.

Welch einen Gegensatz bilden dazu die letzten "Bäume" Kollers. Bis kurz vor seinem Tod, fast wie besessen, hat er sie gemalt: Bei aller noch spürbaren Kraft erscheinen sie als fragile Gebilde, sturmdurchweht, umtost vom fallenden Blätterwirbel, nur flüchtige Sepia-Töne mischen sich in die schwarzweiße und grau schattierte Unfarbigkeit. Winterzeit, Lebensabschied - ungemein eindringlich hat Koller diese existenzielle Grenzerfahrung ins Bild übersetzt. Miksch nennt Kollers Werkgruppe der Bäume zu Recht "ein künstlerisches Vermächtnis ersten Ranges".

In den Tänzerinnen-Bildern wiederum erweist sich der Meister der Aussparung, der das Weiß des Papiers zum wesentlichen kompositorischen Element erhebt. Nur aus ein paar Strichen und Farbtupfern formen sich die Silhouetten der Flamenco-Tänzerinnen, zarte Farbschleier erhält der Hintergrund nach Kollers 1992 unternommener erster Bali-Reise. Doch ausschweifend, grell wird das nie, Farbe führt in diesen Bildern immer auch in spirituelle Dimensionen, so wie in dem Bild "Violette Gestalt" (1997), in dem die Figur von einem rosafarbenen Schatten wie von einer Aura umhüllt wird.

Oben in der Galerie findet man die Collagen Kollers: Aus Papier-, Bild- und Fotoausrissen entwirft er darin abstrakte architektonische Miniaturen, zu denen sich stets eine freihändig gezogene Linie gesellt. Das sind exquisite Kompositionsarbeiten eines Malers, der bei aller verspielten Anmutung nichts dem Zufall überlässt. Die Collagen haben Koller fast sein ganzes Künstlerleben begleitet, dass man sie jetzt in einer schönen Auswahl sehen kann, kommt fast einer Neuentdeckung gleich.

Regina Urban
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