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Abendzeitung Nürnberg, 17./18.09.2005
Die Kehrseiten des Blumen-Malers
Ausstellungen zum 80. Geburtstag von Oskar Koller - Fürth überrascht
Kleiner Koller-Koller um den 2004 verstorbenen Maler mit Breitenwirkung, der am 16. Oktober 80 Jahre alt geworden wäre: Die Freiburger Galerie Springmann lässt im zunehmenden Nachlass-Sog am kommenden Donnerstag auf der Blumen-Insel Mainau von Insel-Herrin Gräfin Sonja Bernadotte - na, was wohl? - Blumen-Aquarelle von Oskar Koller präsentieren. Die Nürnberger Galerie Weigl zeigt seit gestern Abend und bis 16. Oktober Vasen, Glasschalen, Bücher, Aquarelle und auch den "Kalender 2006". "Der Baum" sind die erstmals von Sohn Herbert Koller ausgewählten Blätter übertitelt, und sie hängen auch hinterm Empfangstresen in der kunst galerie fürth, wo dessen Leiter Hans-Peter Miksch, nebenher auch künstlerischer Geschäftsführer der Oskar-Koller-Stiftung und vorher Jahrzehnte dessen Sekretär, eine Geburtstagsausstellung präsentiert, die bereits 2002 geplant war und Erwartungshaltungen zielgenau umläuft.
Keine Blumen-Wiese weit und breit. Stattdessen stellen sich dem Besucher Birken-Stämme in den Weg. Die letzten Arbeiten Kollers vor seinem Tod, ein schwarzweißes Geflecht von nervösen Vibrationen. Auch die "Schwarzen Bäume" zeigen die melancholische Seite eines Künstlers mit Wurzeln in der klassischen Moderne, der von seinen Fans zur Farbe und Leichtigkeit verdammt war und mit 80000 bis 90000 Graphiken und Aquarellen manchmal furchteinflößend präsent war: "Er hat`s den Menschen leicht gemacht", sagt Hans-Peter Miksch im Rückblick auf Oskar Koller, der bemerkte, "dass er einseitig gesehen wird", aber sich erst im zunehmenden Alter die Freiheiten herausnahm, Ungewöhnlicheres zu zeigen.
Neben den Bäumen, die auch nur Rhythmus, das Gewichten auf der Fläche, aufgreifen und durchspielen, sind in Fürth animierende Bilder von Tänzerinnen zu sehen, Farbe aufgelöst in Bewegung. Die eigentliche Entdeckung in diesem kompakten Koller-Kosmos wartet auf der Empore. Dort sind die relativ unbekannten Collagen zu sehen, mit denen er sich zuletzt verstärkt im Atelier umgab, die aber immer Liebhaber-Stücke blieben. Zurecht. Die phantasievoll gerissene und geklebte Arbeits-Flucht in die Abstraktion und Architektur hält jedem Matisse-Scherenschnitt stand.
Andreas Radlmaier |
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