Nürnberger Zeitung, 15.11.2005

Der Mond ist eine zerbrechliche Scheibe


Sehenswerte Keramik-Schau "Kuch" in der kunst galerie fürth

Vollendete Gefäße stehen dicht aneinander geschmiegt im Eingangsbereich der kunst galerie fürth. Sie wirken wie das perfekte Sinnbild einer außergewöhnlichen Symbiose zweier Menschen, die zu den herausragenden Keramikern unserer Region, und weit darüber hinaus, zählen: Elly und Wilhelm Kuch. Ihre Werkstatt, die 1948 in Burgthann gegründet wurde, brachte neben Gebrauchsgerät zunehmend eigenständige Gefäßkeramik hervor, die auch international immer wieder ausgezeichnet wurde.

Die Kunst ist mehr als ein Anhängsel

Die kunst galerie fürth zeigt jetzt anlässlich des 80. Geburtstages von Wilhelm Kuch (den er im März feierte) eine gut bestückte Retrospektive - die 92 Exponate reichen von 1962 bis heute und geben so einen umfassenden Einblick in das Werk der beiden Keramiker, die sich mit dem Anhängsel "Kunst" immer schwer getan haben, doch muss diese Beschränkung allein ihrer Bescheidenheit zugerechnet werden.

Kunst-Galerie-Leiter Hans-Peter Miksch jedenfalls hat alles getan, um die prägnanten Furchtform-Vasen, einzigartigen Schalen und Schatullen ins rechte Licht zu setzen. Besonders glücklich ist das Ehepaar Kuch mit einem eigens für ihre Arbeiten installierten Podest, auf dem sich das Grand der Gefäße nun sinnvoll und sinnlich gruppiert präsentiert. Da gibt es elegante Bügelvasen: schwarz glänzend weisen sie an ihren "Hälsen" kleine Henkel auf - die streng statuarische Form lässt unweigerlich an ägyptische Funde denken.

Oder Vasen mit matten Oberflächen und Engobe-Bemalung: die filigrane Zeichnung steht dabei in aparter Wechselwirkung mit dem "Irdenen". Und immer wieder biomorphe Schönheiten: der figürliche Eindruck täuscht nicht, denn, wie Elly Kuch erzählt, hat sie das Keramiker-Vokabular von "Schulter, Fuß, Bauch" durchaus zu ihrer Formensprache inspiriert. Oft wusste sie diese mit einfachsten Mitteln umzusetzen: mal war es ein Besenstiel, der ihr assistierte, mal brachten sie die eben vom Gesellen gedrehten Teller auf die Idee der Mondscheibe.

Womit etwas Wichtiges erwähnt ist: Elly Kuch war in der Regel die Formfinderin, während ihr Mann der Farbgebende war, zuständig für Glasur und Brand. "Musst Du denn auf alles was draufschmieren!", neckte sie ihn manches Mal, doch das seit nunmehr 54 Jahren miteinander verheiratete Paar - das glücklich strahlt - arbeitete stets respektvoll Hand in Hand.

Und natürlich gab es nicht nur Ausgefallenes wie die abstrakten Mondscheiben-Plastiken, bemalte Teller mit japanischen Spezial-Glasuren sowie eine Zusammenarbeit mit Künstlern wie Michael Mathias Prechtl oder Herbert Bessel zu bewerkstelligen, sondern in der Hoch-Phase eine Werkstatt mit bis zu 15 Gesellen und Praktikanten am Laufen zu halten.

Heute genießt das Ehepaar Kuch sichtlich entspannt die Früchte seiner Arbeit - und wir sind eingeladen, uns an diesem erfolgreichen Lebenswerk mit zu freuen.

Eva Deppisch
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