Der neue Tag, Weiden. Oberpfälzer Kurier. 24./25.1.2004

Gewinn der Stille und Wogen der Dynamik

kunst galerie fürth zeigt bis 15. Februar Werke von Werner Knaupp und Gerhard Rießbeck


Stille kann wohltuend oder unheimlich wirken. Jedermann hat irgendwann diese Erfahrungen gemacht. Stille auf Bilder zu bannen ist die subtile Kunst von Gerhard Rießbeck, der die eisigen Gefilde der Arktis in ihrer ewigen Ruhe einfing. Zusammen mit Werken seines Lehrers Werner Knaupp stell der 1964 in Lichtenfels (Oberfranken) geborene Künstler bis zum 15. Februar in der städtischen kunst galerie fürth aus.

Hans-Peter Miksch, Leiter der Stadtgalerie, stellte bewusst den „alten Wilden neben den jungen Feinmaler“, um aus diesem Kontrast die Spannung zu erzeugen, die das neue Institut in der Nürnberger Nachbarstadt belebt. Obwohl auf den „eisigen“ Gemälden Rießbecks Ruhe zu herrschen scheint, brodelt es dennoch hintergründig. Die Emotionen des jungen Malers verstecken sich in ironischen Momenten. So zum Beispiel, wenn ein Polarforscher vom Bildrand auf eine schwimmende Eisscholle springt.

Mit sehr spartanischen Mitteln erzielt Rießbeck hohe Wirkungen: Eine Wolke über der ruhenden Meeresfläche, die nur durch einen Schattenstrich kontrastiert wird. Viel Himmel, dahinter Eishorizonte, sensibel in der Farbtönung gehalten und dennoch von intensiver Strahlung. Die Lichtstimmungen dieser kalten Region übertragen sich unmittelbar auf den Betrachter, der im Bann dieser polaren Sphäre steht. Werner Knaupp, der Altmeister, beschäftigt sich seit längerer Zeit mit den elementaren Punkten der Erde, nämlich mit Vulkanen, die ihm als Ausdruck geballter Energie erscheinen. In Fürth präsentiert er seine neuesten Bilder in Acryl. Sowohl die Bedrohung, als auch die permanente Bewegung der dunklen Gewässer faszinieren den 1936 geborenen ehemaligen Kunstprofessor der Nürnberger Akademie.

Drohende Vulkan-Krater
Der nach gestalteter Wahrheit strebende Maler, der zu den renommiertesten Gestalten der deutschen Künstlerszene zählt, malt seine Alpträume sowie seinen Respekt vor dem Urelement Wasser. Die fühlbare Dramatik, die sich in den aufgepeitschten Wellen darstellt, hat etwas Psycho-Programmatisches an sich. Die am Horizont drohenden Vulkan-Krater, die Knaupp auf seinen Reisen erlebt hat, „arbeiten“ zwar nicht, aber sie können jederzeit explodieren.

Die mit „Heißkalt“ betitelte Ausstellung könnte ebenso unter „Stille und Dramatik“ firmieren. Die unterschiedlich gemalten Emotionen bieten in ihren über 30 Beispielen reiche Anregung.
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Bruno Neumann




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