Fränkischer Tag, Bamberg, 28.01.2004

Wie die Pole eines Magneten

Doppelausstellung Werner Knaupp und Gerhard Rießbeck in Fürth


Es ist nicht nur ein vordergründiges Wortspiel, wenn die Städtische Kunstgalerie Fürth ihre jüngste Ausstellung „Heißkalt“ betitelt - und dann Bilder von dramatischer Wucht solchen erhabener Stille gegenüberstellt. Die Doppelausstellung wartet noch mit anderen Konfrontationen auf, zeigt sie doch zwei Künstler, die unterschiedlicher nicht sein könnten - und sich doch so nahe sind: Werner Knaupp (Jahrgang 1936), derzeit wohl weit über Franken hinaus bekanntesten Künstler und einstiger Akademieprofessor, und sein „Schüler“ und Assistent, Gerhard Rießbeck (1964 in Lichtenfels geboren), der sich als „Expeditionsmaler“ einen Namen macht.

Mit ihren Bildern treiben Meister und Schüler die Gegensätzlichkeit vollends auf die Spitze, malt der eine, Werner Knaupp, doch Vulkane, der andere, Gerhard Rießbeck dagegen die Eiswüste der Arktis. Zwei Landschafter also, denen die Extreme liegen, jedoch nicht nur im Sujet, sondern auch im malerischen Duktus. Und wo sich Knaupp, der Skulpteur und Zeichner, jetzt erst - nach langem Künstlerleben - an die Malerei und an die Farbe herantastet, verfügt der andere, der Schüler, souverän über ein malerisches Repertoire aus „Kühle und Kalkül“, mit dem er spielerisch umgehen, ja es sogar ironisch brechen kann.

Dann etwa, wenn Gerhard Rießbeck, der altmeisterliche „Expeditionsmaler“, im Jahr 2001 die Polarexpedition eines deutschen Forschungsschiffs begleitete - wenn Rießbeck also den Polarforscher als rotes Anorakmännchen (den Romantiker Caspar David Friedrich zitierend) vor sich auftürmende Eisgebirge stellen und die Unendlichkeit des Eismeers und die Stille des arktischen Ozeans mit bleischweren ruhigen Wassern in ernsthafter Erhabenheit vor weiten Horizonten und Himmeln malen kann.

Wo Gerhard Rießbeck malerisch auf Distanz geht, ist Werner Knaupp hautnah dran. Noch die erloschenen Vulkankegel der Südsee, die er in düsteren Farben malt, lassen die brodelnde Glut ahnen, die sich in den wild aufgischtenden Wogen des Meeres magisch, doch unsichtbar spiegelt. Bilder von existentieller Wucht, in der der nie auftauchende Mensch in der Angst vor der Natur und ihrer Gewalt „unsichtbar aufscheint“ - und der Schlund eines toten Vulkans den Tod selbst repräsentiert.

Über der schimmernden Bläue des Eismeers malt Rießbeck einen paradox weißen Regenbogen - und zwingt so grandios die Farbe in der Imagination des Betrachters herbei. Knaupp dagegen verharrt in seiner noch nach Farbe suchenden Vulkan-Malerei der jüngsten Zeit in schweren, dunklen Erdfarben und einem fast schwarzen Ozean.

Zwei Künstler, die sich wie zwei Pole eines Magneten abstoßen - und doch ergänzen.

F.J. Bröder




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