Fürther Nachrichten, 23.02.2004

Und abermals verstrichen sind acht Jahre

Rastlos, ruhelos: Rund 60 Exponate der Fürther Gesellschaft der Kunstfreunde sind in der kunst galerie fürth in guten Händen


„Die Frist ist um, und abermals verstrichen sind sieben Jahr“. Es ist das Schicksal des Holländers in Richard Wagners Oper, über die Meere zu jagen und Erlösung nur erlangen zu können durch die Liebe einer Frau. Weil er Gott verhöhnte, ist er verflucht.

Natürlich lassen sich weniger kühne Brücken schlagen zur Fürther Gesellschaft der Kunstfreunde, deren 134 Mitglieder gewiss nicht der Blasphemie verdächtig sind. Verstrichen sind auch nicht sieben, sondern acht Jahre seit der jüngsten Ausstellung. Aber das Motiv des Umherirrens, des stets nur kurzzeitigen Verweilens an Ausstellungs-Orten ist den Kunstwerken dieses honorigen und überaus ehrenwerten Vereins durchaus zu eigen. Ist das sein Fluch? Nun ist es die Zuneigung der kunst galerie fürth, die ihm ein vierwöchiges Verweilen gönnt und der bald 60-jährigen Historie der Gesellschaft einen mehr als nur schönen Augenblick beschert.

In der Tat ist die Geschichte der Kunstfreunde, die Fürths Oberbürgermeister Hans Bornkessel anno 1946 um sich scharte, eine Geschichte der Suche nach dem adäquaten Schau-Platz. Mehrfach nahm sich das Amtshaus Hirschenstraße einiger Werke an, das Rathaus erbarmte sich, die Berufsschule II etwa zum 20-jährigen Jubiläum, mehrere Geldinstitute und das Stadttheater; kaum deutlicher als an Hand der (keineswegs nur aus Fürth, sondern aus dem Großraum stammenden) Fürther Kunstfreunde und ihrer mehr als 400 Nummern starken Sammlung wurde nach dem Krieg offenbar, dass der Stadt der repräsentative Ort, das bergende, inspirierende, zur Auseinandersetzung animierende Kunst-Domizil fehlte.

Weg geebnet

Dass die Kunstfreunde Hanns Bader und Klaus Schicker dem Beirat der kunst galerie fürth angehören und das von Kulturreferent Gerd Fleischmann maßgeblich forcierte Unternehmen einer städtischen Galerie nach dessen Tod zur glücklichen Vollendung mitverhalfen, dürfte den Weg zu dieser am Freitag eröffneten Werkschau geebnet haben. Die gute Nachricht: Immerhin knapp 60 Exponate der Kunstfreunde sind nun mitten in der Stadt zu erleben. Die weniger gute Nachricht: Dies wirft ein Licht auf Schloss Burgfarrnbach, wo Stadtarchivar Helmut Richter den Bestand der Kunstfreunde als Dauerleihgabe an die Stadt Fürth hegt und pflegt, an einem Zustand jedoch wenig zu ändern vermag, der sich noch am ehesten mit der Vokabel „Dornröschenschlaf“ beschreiben lässt. So ist diese Ausstellung, die bei Galeriechef Hans-Peter Miksch in besten Händen liegt, Chance und Mahnung zugleich.

Miksch hat sich klug beschränkt auf drei Themenfelder, diese farbkonzeptionell gegliedert und zueinander in Beziehung gesetzt. Üppig ist der Platz für die durch taubenblaue Hängeflächen ausgewiesene Landschaftsmalerei vom ausgehenden 19. bis zum ausgehenden 20. Jahrhundert. Oben in der Galerie ist der gelb unterlegte Standort für künstlerische Selbstporträts; im hinteren Teil im Erdgeschoss Arbeiten zeitgenössischer Künstler, darunter bekannte Namen wie Ortwin Michl, Christian Faul, Hjalmar Leander Weiss.

„Ich habe“, sagt Miksch, „nicht meine Favoriten ausgewählt, sondern Namen, die in der Sammlung öfters vertreten sind“. Also die alten Freunde und Kupferstecher Oskar Koller, Georg Weidenbacher, Karl Dörrfuß, Johann Helmut Schmidt-Rednitz. Eine kuriose, heterogene Werkschau mit teils dramatischem Qualitätsgefälle ist hier entstanden; sie verrät einiges über den eher traditionellen, dem Gegenständlichen verpflichteten Kunstbegriff des Vereins. Sie offenbart auch, welche Gelegenheiten aus monetären Gründen - der Ankaufsetat pro Jahr beträgt heute 10.000 Euro - nicht ergriffen werden konnten, den Bemühungen des ehemaligen Geschäftsführenden Vorsitzenden Robert Strobel und des Richter-Vorgängers Emil Ammon zum Trotz; so starb zum Beispiel die Idee, Werke der klassischen Moderne zu kaufen, in den 60er Jahren.

Und heute? „Aktuelle Positionen sind bisher ein Randbereich“, so Miksch. „Mein Wunsch an die Kunstfreunde ist daher, stärker in der Gegenwart anzukommen.“ Möglich, dass dies gelingt durch jenen frischeren Wind, der laut Bader seit zwei Jahren durch den von Fürths Ex-OB Wilhelm Wenning geführten Verein weht. „Wir verzeichnen verstärkt den Beitritt jüngerer Mitglieder.“ Die jüngste ist 25.

Matthias Boll




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