Nürnberger Zeitung, 23.09.2004

Berührungen an offenen Grenzen


"Destination Germany": Abstrakte Malerei und Skulptur in der "kunst galerie fürth"

Es sind Grenzen, die fließen, in seinem Leben und in seiner Kunst: "Künstler wollen nicht ankommen", sagt Sean Scully, "Künstler sind Leute, die eine Wunde und die Liebe in kreativem Gleichgewicht in sich tragen." Er zumindest trägt das mit Fassung. Und er trägt es nach Fürth. Denn in Fürth steht "Destination Germany" auf dem Ausstellungsplakat.

Deutschland als weiterer Ort, die Kunst als Heimat: In der "kunst galerie fürth" hat Hans-Peter Miksch als Ausstellungsleiter ein Phänomen zum Thema gemacht, dass die vier "Gastarbeiter" von internationalem Renommee - die Maler Sean Scully, Jon Groom, David John Flynn sowie die Skulpturenkünstlerin Liz Bachhuber - aus in jeder Hinsicht existentiellen Gründen umtreibt. Es ist die Frage nach dem Bestimmungsort - ihres Lebens und damit auch ihrer Kunst. Sie sind gebürtig in Irland, den USA, Wales, wohnen und arbeiten aber alle zeitweise in Deutschland. Mit welcher Konsequenz?

Die Frage ist spannender als die Antwort in der Schau. Oder anders formuliert: Rückschlüsse auf deutsche Einwirkung in die abstrakten Kunstwerke lassen sich nicht ziehen. Als Landkarten künstlerischer Befindlichkeit fungieren sie dennoch.

Zu stillen, fragilen Orten der Kunst führen die spirituell durchtränkten Bilder des Walisers Jon Groom. Als Kammern bezeichnet er die einfachen Rechtecke, die er in dezenten Farben malt. Filter im Fluss der Zeit, Übergangsstellen, dem Greifbaren entrückt. Mit Konkreter Kunst, mit Geometrie, haben diese zweidimensionalen Farbkammern nichts gemein. Malerei als empfundener Ort - Groom mach mit seinen Werken, die bezeichnende Titel wie "In the Now", "The Space Between" oder "Almost Silence" tragen, aus wenigem viel.

Laut und lustvoll

Was Groom zeigt, ist am ehesten verwandt mit den Gemälden des Iren Sean Scully. Scullys Arbeiten zeigen Balkengeometrien aus Farbe, Licht und malerischer Bewegung. Ein Farbfeld streift das andere oder liegt darauf, die Flächen berühren sich an offenen Grenzen. Laut und lustvoll ist der Farbspielplatz des Amerikaners David John Flynn, der in seine Bildfragmente das Formenspektrum der ungegenständlichen Malerei einbringt. Und dann sie: Warm und Kalt, Weich und Hart, Natur und Technik sind Pole, die die Amerikanerin Liz Bachhuber mit ihrem geflochtenen Riesenei aus Birkenschösslingen einbringt, das in einem Baugerüst hängt - als transparente Schönheit im Stahlkorsett. "Die Frage nach der Magie eines Ortes ist berechtigt, aber ich kenne die Antwort nicht", gibt die Künstlerin zu Protokoll. Ist Kunst der Ort, hat sie längst eine gegeben.

Christian Mückl
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