Nürnberger Nachrichten, 18/19.01.2003

Symbole der Geborgenheit


Im Schoß der Natur: Der Künstler Nils-Udo zeigt "Nester" in der Städtischen Galerie Fürth


Draußen tost der Verkehr, innen, hinter der Milchglastüre und den weißen Lamellenvorhängen tut sich ein Refugium der Ruhe und Behaglichkeit auf: Die Städtische Kunstgalerie am Fürther Königsplatz setzt nach dem verkopften "WährungsTausch" in ihrer zweiten Ausstellung auf Sinnlichkeit. Sehnsuchtsmotiv und Schönheit pur aus Wäldern und Wüsten, Seenlandschaften und Gebirgen zeigt der "Natur-Arbeiter" Nils-Udo in seinen Hochglanzfotos.

Nester, die Symbole der Geborgenheit, sind seine Motive. Die jedoch findet Nils-Udo nicht in der Natur vor, sondern baut sie vor Ort und zumeist als Kunstauftrag von Kommunen, Galerien oder Museen. Im französischen Èquevilley schmuggelte er ein winziges Schlehennest in einen Birnbaum, in der Lüneburger Heide hat er ein Rund mit zehn Metern Durchmesser aus Birkenästen geflochten, ein "Winternest" im bayerischen Dietenbronn füllte er mit quietschrosa gefäbrten Beerensaft-Eiseiern, und in den Dünen Namibias ließ er - für die Werbekampagne einer Parfumfirma - Pampasgras und Anthurien "wachsen".

Nils-Udo will "die Natur als solche vorführen". Doch dabei genügt es ihm eben nicht, das Vorgefundene zu dokumentieren, sondern er schafft kurzlebige, melancholische Traumgebilde aus Naturmaterialien wie Steinen, Früchten, Blüten, Zweigen, die er am jeweiligen Ort findet. Mit der Fotokamera hält er die flüchtigen Arrangements, die er danach wieder den Gesetzen der Natur überlässt, fest - ohne Blitzlicht, ohne Scheinwerfer und ohne computertechnische Nachbearbeitung, wie er betont.

Die Ergebnisse sind erstaunlich: Designte Natur mit Mythos-Faktor. An die Felsformationen von Stonehenge erinnern viele der geheimnisvollen, aber ungleich vergänglicheren Kompositionen. Das Rätselhafte der großformatigen Fotografien liegt im Spiel mit den Proportionen: Die "Foto-Fakes" von Oliver Boberg oder Jan Eric Hauber im Hinterkopf, ist man ständig damit beschäftigt, sich die reale Größe der Nester vorzustellen und merkt zugleich, wie sehr man der Fotografie als Abbild der Welt in digitalen Zeiten schon misstraut.

Doch bei Nils-Udo ist die Welt in jeder Hinsicht noch heil. So heil, dass sie einem manchmal fast kitschig vorkommt. Besonders die nackten Nest-Kinder, die dekorativ im Geflecht liegen, erinnern heftig an die süßliche Anne-Geddes-Romantik. Beeindruckender ist seine Botanik pur, in der übrigens Tiere nie vorkommen.

Dass der heute im Chiemgau lebende Künstler 1937 in Lauf geborren wurde und von 1950 bis 1960 in Fürth zu Hause war, sieht Galerie-Leiter Hans-Peter Miksch als "schönen Zufall" - ein Argument, Nils-Udos Werke auszustellen, war es für ihn nicht. In seiner fränkischen Heimat war der Künstler seit Jahrzehnten nicht mehr mit Arbeiten präsent. Von Fürth wandern seine Fotos nach Paris, im Anschluss daran nach Sellatal in Italien.

Birgit Ruf

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