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Nürnberger Zeitung, 24/25.05.2003
Claus Burys Schau "Schwimmende Ladung" Wo Strohballen sich zu Pyramiden türmen
In der kunst galerie fürth wird das Prinzip der "unbewussten Architektur" anschaulich gemacht
Bauernarchitekturen nennt er das: Strohballen, die zu Pyramiden aufgeschichtet, turmförmig gehäuft oder als große Halbkugeln auf dem Feld stehen. Claus Bury indes ist kein Bauer. Was dann?
Zunächst ist Bury, der die kunst galerie fürth jetzt mit einer sehenswerten Ausstellung bestellt hat, selbst Betrachter. Sein Skizzenblock ist die Fotografie, "unbewusste Architektur" sein Motiv. Das heißt: Bauten - und seien es nur geschickt gestapelte Ernte - verkörpern für ihn häufig einen Formenfundus, in dem Techniken stecken, die bereits frühe Hochkulturen nutzten. Hier, wo Tradition und angewandte Bau-Kunst eine Schnittmenge bilden, setzt Bury an: Indem er Fotos macht, Skizzen entwirft, Skulpturen fertigt. Und setzt als Bildender Künstler gar noch eins drauf: Indem er die Skizzen als Farbzeichnung Bild werden lässt.
International bekannt
Seit mehr als zwei Jahrzehnten konstruiert der international renommierte Bildhauer Bury, Jahrgang 1946, architektonische Großskulpturen - vor 14 Jahren war zum Beispiel vor dem Germanischen Nationalmuseum sein "Stadtportal Nürnberg" aufgebaut. Inzwischen ist er auch anderweitig hier verortet: Als Nachfolger von Tim Scott, dessen Professur für Bildhauerei er seit Januar an der Nürnberger Kunstakademie inne hat.
Galerie-Leiter Hans-Peter Miksch konnte nun die erste Einzelschau Burys in Franken für sein Haus gewinnen. Mit ihrem Titel "Schwimmende Ladung" ist nicht nur das zentrale Werk der Ausstellung überschrieben, eine mehr als 13 Meter lange, aus Hölzern zusammengesteckte Großskulptur, die, an die Form eines Schiffs erinnernd, den Ausstellungsraum durchmisst. Zeichnungen und Modelle zu diesem Objekt veranschaulichen die Arbeitsweise Burys, der in erster Linie mit Holz arbeitet, nicht minder aufschlussreich. Neben den Strohballen-Motiven stellen weitere 25 "Vorbilder" in Schwarzweiß - Architektur-Fotografien von alten Kirchen, Pyramiden und anderen steinernen Bauwerken - das ideelle Grundgerüst für des Künstlers architektonische Archetypen dar.
In seiner einer relativ klassischen, häufig an den Bauplänen der Natur angelehnten Formensprache bezieht Bury Systeme wie den Goldenen Schnitt oder die Fibonacci-Reihen mathematisch in die Entwicklung der Skulpturen ein. Er gehe davon aus, dass hervorragende Kunst immer auch auf einem bewussten Verhalten zur Tradition gründe, heißt es. Die Fürther Ausstellung ist hierfür eine klassische Bestätigung.
Christian Mückl |
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