Abendzeitung Nürnberg, 27.05.2003

Im Trockendock der Phantasie


Antrittsausstellung des neuen Akademieprofessors Claus Bury in Fürth


Nürnberg holte Claus Bury als Professor und Nachfolger von Tim Scott an Bord der Kunstakademie, und Fürth hat ihn sich nun als Künstler geangelt. Die erste Einzelpräsentation des renommierten Bildhauers im Großraum findet in der kunst galerie statt. Die ist gerade einmal groß genug für die einnehmende und ausladende Skulptur im Mittelpunkt der Schau.

13 Meter lang ist der aus Fichte- und Erlenhölzern zusammengesteckte Schiffsrumpf, den Bury vor zwei Jahren für das Kunstschiff Würzburg entworfen hat und der doch wie geschaffen für Fürth scheint. Das Geländer der Galerie-Empore wirkt in seiner Umgebung wie eine Reling, die Lüftungslöcher wie Bullaugen. Er ist massiv und vermittelt gleichzeitig das Gefühl, er könne jeden Moment durch die Eingangstür segeln und dem Ausstellungstitel "Schwimmende Ladung" gerecht werden.

Diese Lichte und teils scheinbare, teils wirkliche Beweglichkeit steckt auch in den weiteren Arbeiten, die in Fürth im Modell und in Gouachen zu sehen sind: eine Schiffsbrücke, die Skulptur Stapellauf und ein Bühnenbild, das Bury für eine bevorstehende Inszenierung von "Tristan und Isolde" am Mannheimer Theater geschaffen hat. Wer einen Blick dafür und das Wissen hat, mag aus den Konstruktionszeichnungen lesen, dass Burys Skulpturen auf regelmäßigen Systemen wie dem Goldenen Schnitt und den Fibonacci-Reihen aufbauen.

Auch aus seinen Vorbildern macht Bury, dessen begehbares "Stadtportal Nürnberg" 1989 vor dem "Germanischen" aufgebaut war, kein Geheimnis. Sie sind in Fotografien dokumentiert: Bauwerke vergangener Epochen, Klöster und Burgen, Pyramiden, keltische Grabstätten. Und das, was Bury "anonyme Architektur" nennt: gebäudeähnliche Gebilde aus Strohballen - die Feld- und Wiesenarchitektur der Landwirte.

Ute Maucher
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