Nürnberger Nachrichten, 30.09.2002

Auf die Lobby kommt es an


Podiumsdiskussion über den Nutzen einer städtischen Galerie in Fürth offenbart hohe Erwartungen

Es war ein langer und steiniger Weg bis zur Geburt der "kunst galerie fürth". Das von vielen ersehnte, wegen der Unterhaltskosten aber auch umstrittene Kind wird zumindest in den ersten Lebensjahren unter strenger Beobachtung stehen und sehr unterschiedlichen Erwartungen gerecht werden müssen. Kein Wunder also, dass Galerieleiter Hans-Peter Miksch, der zur Podiumsdiskussion "über den Nutzen einer städtischen Galerie in Fürth" geladen hatte, zu Beginn ein Hohes Lied auf die Kunst und die Künstler anstimmte.

Die auf dem Podium saßen, musste Miksch nicht überzeugen. Kunden und Kollegen versammelte die Runde, die vom Kulturredakteur der Fürther Nachrichten, Matthias Boll, moderiert wurde. Gute Ratschläge braucht Miksch, erfahrener Ausstellungsmacher des Nürnberger Kunsthauses, im Grunde zwar kaum. Gleichwohl wurde nicht mit Tipps gespart.

Elisabeth Claus, Vorsitzende des Neuen Aschaffenburger Kunstvereins, empfahl für den Weg zum Erfolg zweierlei. Erstens: Zum Start mit prominenten Namen wuchern und die regionale Szene um Geduld bitten, damit das Haus auch nach außen bekannt wird. Zweitens: Nicht dem breiten Publikumsgeschmack nachgeben, sondern die Leute durch Gesprächsangebote an die Kunst heranführen. Dass auch eine starke Lobby wichtig ist, weiß Thomas Heyden, Kurator am Neuen Museum Nürnberg, nur zu gut: "Schaffen Sie sich einen Freundeskreis, der für Sie wirbt", riet er.

Kunst der Vermittlung

Die "Kunden", die Künstler also, vertraten Christian Faul und Hjalmar Leander Weiß, als Vorsitzender des Kulturrings C selbst ein engagierter Kunstmanager. Weiß forderte von der Galerie und ihrem Leiter vor allem auch die Kunst der Vermittlung ein, damit das "hohe fränkische Künstlerpotenzial" nicht nur auf regionaler Ebene wahrgenommen wird.

Dass Miksch, der sich bewusst mit der Rolle des Zuhörers begnügte, um die Notwendigkeiten und Erwartungen weiß, zeigt sein Konzept für die nächsten zwölf Monate. Das startet mit überregional bekannten Namen (Thomas Huber, Vollrad Kutscher und Stephan Kurr sind unter anderem beim "WährungsTausch" dabei, mit dem die Galerie am 7.November eröffnet wird), schlägt Brücken zur regionalen Szene und überlässt ihr, im November 2003 mit "Hirschenstraße revisited" ganz das Feld. Dass da starke Konkurrenz erwachsen könnte, fürchtet Lisa Puyplat vom Erlanger Kulturamt nicht. Im Gegenteil: Die designierte Leiterin der Städtischen Galerie Erlangen setzt auf die belebende Wirkung eines möglichst vielfältigen Ausstellungsangebots im Großraum.

Die Wirtschaft scheint den Neuling in der Armada der "kleinen Motorboote" der Kunst, die sich gegenüber den "Museumstankern" durch ihre Beweglichkeit auszeichneten, mit offenen Armen zu empfangen. Christian Nowak, Geschäftsführer des IHK-Gremiums Fürth, plädiert nachhaltig dafür, den "weichen Standortfaktor" stärker ins Gespräch zu bringen und selbstbewusst aufzutreten. "Kunst rechnet sich nicht immer, aber sie nützt." Und schaden tut sie bestimmt niemandem.

Bei den zahlreich erschienenen Künstlern und Kunstfreunden dürfte der Nutzen einer städtischen Galerie ohnehin unbestritten sein. Dass die Fürther Kunstszene eine zugkräftige Anlaufstelle dringend will und braucht, wurde auch ohne weitere Fragen aus dem Publikum mehr als deutlich.

Regina Urban

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