Nürnberger Zeitung, 08.11.2002

Was das wieder kostet

In Fürth wurde die neue städtische Kunst-Galerie eröffnet. Die erste Ausstellung "WährungsTausch" thematisiert "Geld und Kunst"


Was das wieder kostet: Geld, Inspiration, Aufmerksamkeit. Fürth hat sich seine erste städtische Kunst-Galerie geleistet: 40 Prozent der 530 000 Euro kamen aus dem Stadtsäckel, der Rest vom Staat. Und was macht Hans-Peter Miksch, der frischgebackene Gründungsleiter der Galerie? Das Naheliegende: Eine Ausstellung zum Thema Geld und Kunst.

"WährungsTausch" ist der Titel der Eröffnungsschau. Doch neben Arbeiten von Thomas Huber, Susanne Bosch, Vollrad Kutscher, Sabine Zimmermann und Stephan Kurr gab es gestern zwangsläufig erst einmal eine Galerie eifrig sprechender Gesichter zu sehen: Neben dem frohlockenden Kulturreferenten Karl Scharinger räumte Oberbürgermeister Thomas Jung in den hellen, rund 300 qm großen Museumsräumen zwar seine "mangelnde Sachkenntnis" über die Kunst ein. Das frisch renovierte Gebäude der ehemaligen Kreissparkasse halte er jedoch für eine "schmucke Galerie".

Solche Wort-Hülsen mit tatsächlichen Inhalten zu füllen, ist nun Mikschs Job. Der beweist - obwohl doch zur Eröffnung alle besonders kritisch schauen - den Mut, eine inhaltslastige, teils sehr abstrakt formulierte Kunst vorzuführen. Etwas "Sinnlicheres" kündigt er aber für die Zukunft an. Die Messlatte des Anspruchs hängt Miksch hoch. Was indes nicht heißt, dass die "WährungsTausch"-Konzeption misslungen wäre.

Richtiggehend Spaß bereitet etwa der Beitrag von Vollrad Kutscher, der seit 30 Jahren in Frankfurt lebt und mit seinen Arbeiten "auf die Stadt reagiert". Was in Frankfurt eben heißt: auf die Banken.

Der Künstler stellt in Fürth ein Touchscreen aus, der es dem Besucher ermöglicht, virtuell in die - real existierende, von Kutscher gegründete "Gesellschaft zur Verwertung und Erhaltung der Idee des Pfennigs" - einzudringen. Man tastet sich auf dem Bildschirm durch das "Stammhaus", das einem Bankengebäude nachempfunden ist.

Hinter Türen, in Tresorräumen und Salons eröffnen sich witzige, kritische, spielerische Seitenhiebe auf die Welt der Geldgeschäfte.

Im virtuellen"Waschsalon - Dagoberts Büro" ist auf Video dann sogar nachzuempfinden, wie der Künstler arbeitet, der von Bildern als den alten, neuen "Wandaktien" spricht (wenn die Aktienkurse runtergehen, wächst die Bereitschaft, Geld in Kunst anzulegen, was ja aktueller ist denn je). In einem Keller wird Kutscher gezeigt, wie er Geldscheine unter Wasser setzt, also wäscht, und Blüten aus Kartoffeldrucken anfertigt. Welchen Wert hat Geld? Welchen Kunst?

Die Werke der meisten Künstler seien nicht als Protest gegen die Notwendigkeit einer Währung zu begreifen, erklärt Miksch. Viele Arbeiten zielten vielmehr auf den sich verselbständigenden Umgang mit dem Währungssystem, auf einseitige Machtstrukturen, auf die Verantwortung der Wirtschaft ab. "Die Wirtschaft ist das Pferd und die Währung der Reiter".

Lyrisch wie durchdacht rückt Thomas Huber das gewichtige Thema ins Bild. In Fürth sind Gemälde seiner Serie "Der Duft des Geldes" zu sehen. Der Düsseldorfer entwirft in klassischer Formensprache die fiktive Verbrennung von Geld, um mit der entstehenden Hitze - illusionistisch - Seife zu gewinnen. Ein Spiel mit Symbolen; aber auch eine Werkserie, bei der jedes Bild ästhetisch genug ist, um für sich zu stehen und gut ohne den theoretischen Kontext des Geldes auszukommt.

Sabine Zimmermann zeigt ihre Kugelschreiber- und Computerzeichnungen von manipulierten Geldscheinen. Zahlreiche erotische Szenen sind hinzugefügt - um den schönen Schein, um den suggerierten Eros des Geldes geht es. Aber auch um die Vergänglichkeit.

In erster Linie wirr muten die Wandtafeln der theoretischen Arbeit "Zentrifugale Investitionsgemeinschaft" von Stephan Kurr an. Inhaltlich in eine ähnliche Richtung unterwegs, hat Susanne Bosch mit ihrer "Restpfennigaktion" ein klareres Konzept: Kunst und Geld zwar nicht als zwei Seiten einer Medaille zu sehen, aber die positiven Aspekte beider Materialien zu nutzen. Von den insgesamt 59000 Euro, die ihre Restpfennigbörse einbrachte, soll auch in Nürnberg manche Bank eingekauft werden. Zwar solche zum Sitzen; aber von Künstlern gemacht.

Christian Mückl




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