Plärrer - Das Stadtmagazin, Dezember 2002
Lohnende Investitionen Eröffnung: "kunst galerie fürth"
Das Verhältnis von Geld und Kunst hat in Fürth Gestalt gewonnen. Eine neue Dimension des Dauerthema, das über Jahrzehnte die lokale Kunstszene und Kommunalpolitik beschäftigte, eröffnet sich mit der "kunst galerie fürth". Dem städtischen Kunst-Schauplatz bietet ein umgebautes Sparkassen-Gebäude neben dem Rathaus Raum.
Mancher hätte sich "auch andere Orte vorstellen können" (Oberbürgermeister Thomas Jung), oder ein "größeres Projekt" (Kulturreferent Karl Scharinger) - wäre es denn zu finanzieren gewesen. Dennoch ist, mit städtischen Geldern (40 Prozent) und Förderung durch die "Soziale Stadt" (60 Prozent) in Höhe von insgesamt rund 530.000 Euro, nach Jungs Befinden eine "schmucke Galerie" entstanden. "Klein, aber fein" lautet das Projekt-Motto Scharingers, "klein, aber beweglich" stellt sich die Sache Galerieleiter Hans-Peter Miksch vor.
Wie das aussehen kann, zeigt auf 300 Quadratmetern Präsentationsfläche die Eröffnungsschau "WährungsTausch", die das Beziehungsgeflecht zwischen Geld und Kunst hinterfragt. Die Gruppenausstellung ist beispielhaft für das Galerie-Konzept von Miksch: fünf Künstler, lokal und überregional ausgewählt. In Nürnberg geboren wurde Stephan Kurr, der mittlerweile in Berlin lebt und arbeitet. "Ich habe es satt, dass so vieles am Geld scheitert", verkündet er im Vorwort der Gebrauchsanweisung seiner "Zentrifugalen Investitionsgemeinschaft" (ZIG), die nach dem Kettenbrief-Prinzip funktioniert.
Leichter erschließt sich die Ideenwelt von Susanne Bosch, die an der Nürnberger Akademie studiert hat. In ihrer 1998 im Nürnberger Kunstverein "Kohlenhof" gestarteten "Restpfennigaktion" rief sie bundesweit dazu auf, "brach liegendes monetäres und geistiges Kapital" beizusteuern. Das "Prinzip der Kooperation von Menschen" - "Geld ist die wohl weltweit größte soziale Vereinbarung" - floss ebenso in das Projekt ein wie die Frage, was Kunst in der Gesellschaft bewegen kann. 13 Tonnen Kupfermünzen im Wert von 59.000 Euro kamen insgesamt zusammen. Investiert wird die Summe in ein Bank-Projekt mit sozialem Mehrwert, nämlich in künstlerisch gestaltete Sitzgelegenheiten.
Auf längeres Verweilen setzt auch Vollrad Kutscher mit seiner 1970 gegründeten "Gesellschaft zur Verwertung und Erhaltung des Pfennigs". Das "Stammhaus", ein kapitalistisches Reliquiar mit Dom aus Pfennigstücken gekrönt, enthält als Herzstück eine Computerarbeit, die zu einem virtuellen Rundgang durch die Welt des Mammons einlädt. 60 Minuten Zeitaufwand hierfür sind bestimmt keine Fehlinvestition, denn Kutschers "Stammhaus" ist das interessanteste Exponat der Ausstellung, in der auch Kugelschreiber- und Computerzeichnungen von Sabine Zimmermann - etwa durch Motive von de Sade verfremdete Geldscheine - sowie Gemälde aus Thomas Hubers Zyklus "Der Duft des Geldes" zu sehen sind.
Elisabeth Zeitler |