Main-Echo, 10.11.2002

Pfennige in Seife umgeschmolzen


Ausstellung "WährungsTausch" in der Städtischen Galerie Fürth

Aus Kunst und mit Kunst Geld zu machen, ist nichts Besonderes, mit Geld Kunst zu machen dagegen eher selten. Wenn die Stadt Fürth jetzt ihre erste Städtische Galerie mit der Ausstellung "WährungsTausch" eröffnet, spielt sie damit nicht nur auf das Galeriegebäude, nämlich die alte Kreissparkasse an, sondern auch auf das prekäre Verhältnis von Kunst und Geld und natürlich auch auf den Währungsumtausch an, der der alten Mark den Garaus machte und den glänzenden Euro in Umlauf brachte.

Die wohl spektakulärste künstlerische Reaktion auf diesen aktuellen europäischen, aber ganz und gar unkünstlerischen Währungstausch war die Restpfennigaktion der Künstlerin Susanne Bosch, die bundesweit die Bevölkerung aufrief, ihre Restpfennige nicht wegzuwerfen, sondern in eigens dafür aufgestellten Containern zu deponieren. In der Fürther Ausstellung dokumentiert sie jetzt ihre künstlerische Pfennigparade, bei der einige Millionen Pfennige zusammenkamen, die jetzt in Kunstprojekte umgesetzt werden.

Den Pfennig als Kunstobjekt entdeckte vor Jahren schon der Frankfurter Künstler Vollrad Kutscher, der in seiner interaktiven Bildschirmskulptur "Stammhaus der Gesellschaft zur Verwertung und Erhaltung der Idee des Pfennigs" nicht nur einen Gang durch sein virtuelles Geldhaus anbietet, in dem man alles über den schnöden Mammon erfährt, sondern auch mit 45 000 zur Skulptur geronnenen Pfennigen die alte Spruchweisheit vom Wert des Pfennigs künstlerisch ummünzt: "Wer den Pfennig nicht ehrt, ist der Kunst nicht wert."

Thomas Huber wiederum billigt der Ökonomie und dem Geld eine Ästhetik zu, die sich in sieben großformatigen, surrealistisch anmutenden Gemälden niederschlägt, auf denen die Bank zum geldverschlingenden Labyrinth gerät und das Kapital pittoresk in Seife umgeschmolzen wird. Ihr eigenes Kunstgeld entwirft sich die Österreicherin Sabine Zimmermann, wenn sie auf Geldscheinen ihr Selbstporträt mit obszönen Szenen des Marquis de Sade unterlegt oder Papiergeld zum Bildträger ihrer ausufernden Fantasien macht. Das Geld in Frage stellt schließlich der aus Nürnberg stammende Künstler Stephan Kurr mit seinem in die zig-Tausende gehenden Projekt "ZIG", einer "Zentralen Investitionsgemeinschaft", die mit völlig neuen Anlageformen das Geld auf Heller und Pfennig ad absurdum führt.

Womit eine glänzende Ausstellungsidee den Glanz des Geldes auf durchaus glänzende Kunst münzt und den schönen Schein der Kunst auf die schnöden Scheine des Geldes lenkt.

F.J. Bröder.

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