Nürnberger/ Fürther Nachrichten, 24.9.2008

Die Natur als gemeinsames Thema


Das japanische Künstlerehepaar Atsuko und Kunihiko Kato stellt in Fürth aus

Atsuko und Kunihiko Kato sind seit Jahrzehnten eine feste Größe in der regionalen Kunstszene. Dem japanischen Künstlerpaar, das 1976 nach Franken kam, widmet die Fürther Kunstgalerie jetzt eine Gemeinschaftsausstellung, die den Gleichklang im Werk der Malerin und des Bildhauers vor Augen führt.

Eine "gewisse Ungerechtigkeit" konstatiert Galerieleiter Hans-Peter Miksch schmunzelnd, wenn er vom Schicksal "der Katos" spricht. Immer müssten sie sich alles teilen - 1993 den Kulturpreis der Stadt Fürth etwa. Auch zu Ausstellungen würden sie meist im Doppelpack eingeladen. Dass beide stets zusammengedacht werden, ist jedoch weniger ihrer privaten Verbundenheit geschuldet, als ihrer Kunst, die bei aller Unterschiedlichkeit um ein gemeinsames Thema kreist: Die Natur, der sie in einer Formsprache, die fernöstliche und westliche Kultur verbindet, ihre Reverenz erweisen.

Bei Atsuko Kato ist es das Gingkoblatt, das zum Symbol für die Einheit des Zweigeteilten wird. Goethes "Gingko biloba"-Gedicht hat sie vielsprachig in kalligrafischer Anmutung auf Bildtafeln niedergeschrieben. Ihre Malerei verweist auf Naturgewalten, wie Regen, Hagel oder Sturm, in denen das Blattmotiv zur besänftigenden Kraft wird. Und in einer Serie hochformatiger Gemälde lässt sie bunte Drachen über Miniaturlandschaften in den weiten blauen Himmel aufsteigen - fröhlich-verspielt verschmelzen japanisches Neujahrsritual und fränkische Heimatverbundenheit.

Tendieren diese Bilder allerdings auch zum Dekorativen, allzu Idyllischen, so sind Kunihiko Katos Skulpturen aus verführerisch glatt polierten Steinen und Baumhölzern in ihrer Symbolik zurückhaltender. Abgeleitet von organischen Formen erinnern sie an Pflanzenblätter, Fabeltiere und menschliche Lebewesen, sind oft von Löchern durchbohrt und mit stachelartigen Ausstülpungen versehen, damit sie "atmen" können. Auch diese Figuren beschwören harmonische Ganzheit, doch faszinieren sie darüber hinaus als autonome bildhauerische Arbeiten. So sind die Wassertropfen aus Granit-, Schiefer- und Labradorsteinen Meisterwerke im Austarieren von Schwere und Leichtigkeit. Man sieht förmlich den Aplomb, mit dem sie auf den Boden "gefallen" sind.

Eine große, neunteilige Figurengruppe gewinnt ihre Spannung aus den figürlichen Assoziationen ebenso wie aus ihrer formalen Eleganz. Und die Skulpturenpaare, die sich wie aufgerichtete Panzertiere aneinanderschmiegen, oder die weit aufgebrochenen Blütenkelche sind organische Formadaptionen, denen der Bildhauer eine ganz eigene sinnliche Spannkraft. verleiht.

 

Regina Urban

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