30. Mai bis 28. Juni 2009

MeisterSchüler VII - Hanns Herpich & Gisela Hoffmann


Gleich in ihrem ersten vollen Jahresprogramm 2003 zeigte die kunst galerie fürth eine Meister-Schüler-Konstellation mit der Ausstellung „Totentanz“ von Günther Uecker und Herbert Koller. Noch im selben Jahr folgten Hans Baschang und Franziska Hufnagel. Mit der 5.Folge im Jahr 2006 (mit Diet Sayler und dem in Fürth lebenden Tatsushi Kawanabe) wurde das stille Motto zum offiziellen Titel der unregelmäßig präsentierten Reihe erhoben. Im Lauf der Zeit wurde eine richtige Serie daraus, die nun in der siebten Folge den letzten Inhaber des Lehrstuhls für Textilkunst und damaligen Präsidenten der Nürnberger Kunstakademie, Hanns Herpich, und eine seiner Meisterschülerinnen, die in Roßtal lebende Gisela Hoffmann, vorstellt. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig, die beiden standen bereits auf der Agenda, doch Hanns Herpich begeht in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag.

Hanns Herpich war stets ein leidenschaftlicher Lehrer, der vermittelt hat, dass eine textile Arbeit, ein Bildgewebe, heute keinesfalls lediglich ein transportables Bildwerk sein soll wie das beim Gobelin über Jahrhunderte praktisch der Fall war. Den Gedanken der Mobilität hat er mittels Farbe, Rhythmus oder Reihung ins textile Kunstwerk selbst aufgenommen. Im Grunde ist, was er tut, angewandte Kunst im Sinne des Credos, dass ein gutes (Design-)Produkt wichtiger sei als ein freies Kunstwerk, obwohl Herpich mit dem konkreten Weg denjenigen wählte, der einst den Anspruch auf höchste Vergeistigung der bildnerischen Arbeit vertreten hatte. Seine Stoffbahnen sind gewebte Skulpturen mit einem Reichtum an Texturen. Sein geistiger Bezug waren stets die Bauhaus- und Werkbundidee. So steht ihm Gisela Hoffmann, die explizit sogenannte konkrete Kunst macht, besonders nahe. Denn in der konkreten Kunst gilt die Maxime, dass die Kunstwerke nur auf sich selbst verweisen dürfen, Symbolik und Metaphorik sollen ausgeschlossen sein. Mit ihren Raumverspannungen und konstruktiven Raumzeichnungen (mittels spezieller Polyesterbänder) rhythmisiert sie den Raum. Sie arbeitet besonders gerne ortsbezogen, macht also bestehende Räumlichkeiten neu erfahrbar. Gisela Hoffmanns Arbeiten erscheinen wie Negative zu den Arbeiten eines Richard Serra: Transparenz statt Versperrung von Blickachsen, extreme Materialreduktion statt Schwere, Schwebendes statt latente Bedrohung, Andeutung statt Fülle. Aber in beiden Fällen wird ein gegebener Raum in der künstlerischen Auseinandersetzung mit Linie und Fläche gegliedert, vervielfacht, durchdrungen, moduliert. Alles geschieht ohne Redundanz im Geiste des Minimalismus. Gisela Hoffmann hat auch mit (groß-)flächigen Gazestoffen und mit Kunstlicht (Neonlicht) gearbeitet. Den Eindruck von Osmose durch die Verwendung all dieser Materialien fand bereits Eugen Gomringer bemerkenswert.

Die Reihe "MeisterSchüler" wird im breiten Ausstellungsspektrum der städtischen Galerie inzwischen als willkommener Anker und Fixpunkt gesehen. Die bisherigen Paarungen waren: Günther Uecker - Herbert Koller; Hans Baschang - Franziska Hufnagel; Werner Knaupp - Gerhard Rießbeck; Lothar Fischer - Klaus Hack; Diet Sayler - Tatsushi Kawanabe; Timm Ulrichs - Wiebke Bartsch & Claudia Buch & Henrike Daum & Ursula Neugebauer & Joachim Schulz & Martina Siefert & Franjo Tholen & Egbert von der Mehr

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