Abendzeitung Nürnberg, 20.1.2009

Zum Tiefseetaucher geht`s die Treppe hoch

Der hintersinnige Humor ist der Kitt in der Ausstellung von Franz Janetzko und seinen "Friends" Peter Engel und Dan Reeder in der kunst galerie fürth


Der Fernsehturm ist womöglich ein australisches Modell, hängt jedenfalls einschüchternd als hölzerner Stalaktit von der Decke. Ein paar Schritte weiter wartet das Memorial für Jacques-Yves Cousteau, den Tiefseetaucher. Und nach den ersten Rundblicken auf "Franz & Friends" in der kunst galerie fürth mag es kaum mehr verwundern, dass man zum Tiefseetaucher die Treppe nach oben nehmen muss, um den Kopf in ein Bassin mit nachtschwarzem Wasser zu stecken. Erstens kommt es anders und zweitens als der Künstler denkt. Das Gegenteil der Erwartung ist bei Franz Janetzko und seinen Gastgenossen Peter Engel und Dan Reeder Prinzip, Anti-Haltung als Unterhaltung.

"Man muss nicht alles als Serie machen."

Der Dreierbund der hintersinnigen und hoch stapelnden Brüder im Geist kommt ein wenig wie der Klein-Export der einstigen Kunsthallen-Idee von den "Freunden & Verwandten", wo einst Peter Angermann und Bernd Klötzer nach Lust und Laune Sympathisanten um sich scharten. Dieser Vergleich und Eindruck wird einmalig bleiben, versichert Galerieleiter Hans-Peter Miksch: "Man muss nicht alles als Serie machen. Lieber schöne Erinnerungen schaffen - und dann auflösen", empfiehlt er.

Der Humor bildet den Kitt der Ausstellung.

Die drei anwesenden Ironiker, die den Bildwitz mit eingespeisten Titeln stichhaltig aufladen, liefern dafür Nahrung. Der Humor bildet den Kitt der Ausstellung. Schon gleich neben der Eingangstür weiß man, dass Franz Janetzko, der Künstler aus dem Traude-Näke-Nährboden, mit den spröden Betonbauern seiner Zunft wie Isa Genzken oder Hubert Kiecol weniger am Hut hat, wenn er Gummistiefel in Beton gießt und das Ergebnis "Agonie und Fortschritt" nennt. Die Einschätzung trifft auch auf die Modelle zu, die er den Menschen zumutet: Die "Doppelhäuser in Hanglage", die als Starenkobel-Eigenheime an der Wand hängen, der auf Sockeln thronende Spanplattenbau aus gesägten und gebohrten Skylinern, der Protz-Portikus für die KSK (Künstlersozialkasse), die Betonbücher im Regal als "Gesammeltes Schweigen".

Bildattacken voll Gift und Galle

Peter Engel, in seinen Zeichnungen der rätselhafteste, bleibt der Bühnenbauer, der mit absurdem Aufwand Räume wie den Cousteau-Tabernakel schafft. Dan Reeder, der wandfüllend ältere comichafte Bildattacken voll Gift und Galle ballt, einen in "Hass, Angst und Rachegedanken" badenden Naivkosmos, ist der Zornigste. Oben auf dem Balkon, wo alle drei Künstler vereint sind, entfacht Reeder erst - au backe, backe Kuchen - eine Küchenschlacht und lässt dann grüngesichtige Experten ihr Urteil ätzen: "Wir haben große Kunst gesehen."

Andreas Radlmaier




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