Nürnberger Zeitung, 21./ 22.3.2009

Auf den Spuren des Verfalls


Die Fotografin Rebecca Wilton in Fürth

Stets verlassen und häufig genug auch heruntergekommen sind die Stätten, die Rebecca Wilton auf ihren großformatigen Farbfotografien festhält. Es sind Orte, an denen zu besseren Zeiten einmal reges Leben herrschte, so wie in jener in die Jahre gekommenen Turnhalle irgendwo in der ostdeutschen Provinz oder in dem verlassenen Haus, in dem noch die letzten Spuren seiner Nutzung zu erkennen sind.

Die junge Berliner Fotografin hat in den vergangenen Jahren viele solcher unbehaglicher Lebensräume entdeckt (ein Schwimmbad, Bahnsteige, Fabriken). Sie sind weniger Siedlungsräume als vielmehr Niemandsland und damit Zeugen des urbanen Verfalls, der Kälte und der Leere.

Hoppla, da taucht ja die Künstlerin auf!

Solche Ansichten sind nicht neu. Die Ästhetik der Leere und der Tristesse kennt man etwa von den Bildern Candida Höfers. Anders als bei Höfer aber inszeniert sich Wilton in ihren Fotografien auch selbst. Sie macht sich selbst zu einem Teil des Motivs, indem sie immer wieder im Bild auftaucht.

Ihr Erscheinen im Bild ist allerdings so dezent, dass sie als Person randständig bleibt. Sie taucht auf als Stellvertreter der ehemaligen Nutzer, Bewohner bzw. Siedler all dieser untergegangenen Orte. So gelingt es Wilton nüchtern und unaufgeregt, dem Geist des Ortes nachzuspüren und den Verlust umso spürbarer zu machen.

Rebecca Wiltons Arbeiten sind nicht nur kluge Beiträge über Zerfall und Veränderung unserer Welt, sie sind überdies großartige Architekturaufnahmen, deren formale Kraft beeindrucken. Die strengen Kompositionen und die Menschenleere der  Räume lenken die Aufmerksamkeit auf die Architektur selbst, auf ihre formalen Strukturen und ästhetischen Eigenheiten, die angesichts ihrer Funktionalität meist unbewusst wahrgenommen werden.

Mit der Ausstellung "Siedlungen" präsentiert die kunst galerie fürth mit ihrem engagierten Leiter Hans-Peter Miksch die Meisterschülerin von Timm Rautert erstmals im süddeutschen Raum mit einer Einzelausstellung. Verbunden ist die sehenswerte Präsentation mit der Veröffentlichung eines schönen kleinen Fotobuches mit dem Titeln "Häuser & Paläste", poetisch begleitet vom Berliner Autor Thomas Pletzinger.

Armin Roucka

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