Fürther Nachrichten, 19./ 20.9.2009

Klar und kraftvoll


Riera i Aragós «Wege unter dem Wasser«/ Klar und kraftvoll

Einen klaren Blick auf das Wesentliche hat er sich bewahrt, der Mann aus Katalonien. Wer Lust auf Mätzchen hat, liegt falsch bei Riera i Aragó. In der kunst galerie fürth gibt es seit Freitagabend als erste Schau nach den Sommerferien eine Retrospektive auf das Werk des 55-jährigen Spaniers. «Wege unter dem Wasser - Camins sota l’aigua« heißt die Ausstellung, die Arbeiten von den 90er Jahren bis heute präsentiert.

Zierlich schwärmen sie zwischen Stahldrähten, gleichen filigranen Fischen - und entpuppen sich beim näheren Hinsehen als U-Boote. Es sind poetische Werke, die Riera i Aragó nach Fürth gebracht hat. Zart erscheinen sie, etwas Fließendes haftet ihnen an, das so gar nicht zur Schwere des Materials passen will, mit dem der Künstler arbeitet. Bronze, Stahl, Messing kommt zum Einsatz und wirkt niemals massig, sondern überrascht mit einer unerklärlichen Leichtigkeit.

Riera i Aragó, der aus Barcelona stammt, ließ sich mit 19 Jahren auf einen Versuch mit einem Malerei-Studium in der Akademie ein. Die Kunsthochschule ließ er bald wieder sausen. Der Malerei blieb er treu. Wesentlich bekannter machten ihn allerdings seine Skulpturen und Plastiken, die heute nicht nur in seiner Heimat, sondern zum Beispiel auch in Japan öffentliche Plätze beleben.

In der kunst galerie sind jetzt - bis auf eine Ausnahme - Arbeiten zu sehen, die sich mit dem Wasser auseinandersetzen. Seine «Inseln« etwa gaukeln vorschnellen Betrachtern eine vollkommene Illusion vor: Bronzestücke in Wasserwannen mutieren scheinbar zu Landzungen und verweigern sich doch schon im nächsten Moment dieser vordergründigen Anschauung.

U-Boote

Handfesten Deutungsversuchen entzieht sich der 55-Jährige elegant. Die lobenden Worte des französischen Kunstkritikers Pierre Restany, der in seinen Skulpturen einen Ausdruck sexueller Formen entdeckte, seien ihm «etwas zu weit gegangen«, versichert er charmant. Was ihn fasziniert, geht weiter. «Das Wasser«, sagt Riera i Aragó «bewegt mich und bringt mich in eine andere Welt«. Genau das begeistere ihn auch an Maschinen, U-Booten und Flugzeugen, mit denen er sich in vielen seiner Arbeiten auseinandersetzt. Eine Bronze mit dem programmatischen Titel «Wanderndes Flugzeug« ist auch in Fürth zu sehen. Auf ausdrücklichen Wunsch von Galeriechef Hans-Peter Miksch übrigens, der trotz des Wasser-Themas nicht ganz auf diese Seite von Aragós Werk verzichten wollte.

Der Künstler selbst ist nun «einfach glücklich« mit dem Auftritt seiner Kunst im Fränkischen. «Es ist eine kleine Retrospektive geworden und ich empfinde es als ungemein spannend, wie meine Arbeiten in dieser Zusammenstellung, die es so noch nie gab, in einen ganz neuen Dialog treten.«

Isabel Cadevall hat als Kuratorin für die Begegnung des Spaniers mit Fürth gesorgt. «Ich habe ihn zuvor nicht gekannt, er war für mich eine echte Entdeckung«, gibt Miksch zu. Schon beim ersten Kontakt mit dem Werk habe er gewusst, warum er diese Ausstellung unbedingt in der kunst galerie haben will: «Aragó hat eine sehr hohe Klasse, für mich drückt er den stillen Protest des Magischen gegenüber der postmodernen Ironie aus.« Nicht, dass er dem ironischen Gestus abgeneigt sei, macht der Galeriechef klar: «Doch diese Werke sind für mich wie ein ästhetischer Magenbitter, sein Gefühl für Form, seine Aussage, der nichts Pessimistisches anmutet, machen wieder klar im Kopf.« SABINE REMPE
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