24. April bis 6. Juni

BANYAN


Die Wanderausstellung "Banyan / Der Banyan-Baum - Kunst+Begegnung" tourt seit Anfang 2009. Auf ihrem Weg von den Fiji-Inseln nach Kunming in China macht sie Station in Fürth (neben Berlin die einzige deutsche Stadt der Tournee). Der Berliner Medienkünstler Alfred Banze hat mit Hilfe der Malerin Christine Falk ein internationales und interkulturelles Ausstellungsereignis rund um die sogenannte Würgerfeige geschaffen.

Das Projekt begann im Jahr 2004. Alfred Banze lud auf seinen Reisen internationale Künstler und Künstlerinnen ein, sich zu den Wachstumsprinzipien des Banyan-Baumes künstlerisch zu äußern. Mehr als 50 Künstler aus 25 Ländern der Erde beteiligten sich. Diese künstlerischen Ergebnisse wurden vielfach in anderen Ländern kommentiert und neuinterpretiert. Das bedeutet, dass neben Künstlern und Kunststudierenden auch Kinder, Jugendliche oder erwachsene Laien in Workshops sogenannte "Remixes" entwickelten. Dabei veränderten sich manche Kunstwerke, verwuchsen stärker mit dem Projekt oder wurden wieder ganz aufgegeben.

Der Banyan spielte und spielt in Afrika, Asien, Australien, Ozeanien oder Mittel- und Südamerika eine große Rolle bei Kulten und Riten, er ist eine Ikone regionaler Identität, wurde das Symbol politischer Parteien (Indien). Bei uns im Westen ist er in der Spielart des benjaminus ficus pflegeleichter Stellvertreter und Platzhalter für das tropische Paradies. In ihrer Einleitung zum Katalog (€ 10,-/ englischer Text mit deutschem Begleitheft, CD-rom) schreiben Alfred Banze und Christine Falk: "Das Banyan Project ist eine Erkundung der Korrespondenzfähigkeit regionaler Kulturen... " - Die Bezüge sind vielfältig: Über pflanzenkundliche Fragen und das unterschiedliche Kunstverständnis verschiedener Kulturen hin zu sozialen oder politischen Fragestellungen. Interkulturelle Teilhabe und Kommunikation spielen bei dem Projekt die entscheidende Rolle.

Die Transformation der (wandernden) Ausstellung ist ein Bild für die vegetabile Transformation und umgekehrt. Und sie ist ein Bild für die durch Migration sich stetig verändernde Gesellschaft. Der Baum war Anstoß und kommunikativer Bezugspunkt einer globalen Erkundung regionaler Kulturen.

Ursprünglich heißt das aus dem Indischen stammende Wort Banyan 'Händler', also bezeichnet es einen Baum, in dessen Schatten sich besonders gut Geschäfte machen ließen. Seinen Namen Würgerfeige hat der Baum, weil seine von Vögeln verbreiteten Samen auf Wirtsbäumen aufgehen, von dort Luftwurzeln bilden, die schließlich zu Stämmen werden, bis irgendwann der Wirt regelrecht erdrosselt wird. Das Banyan-Baum kann bis zu 300qm Fläche bedecken. Einen zentralen Stamm im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Zwischen den verschiedenen, aus Luftwurzeln von oben nach unten gewachsenen Stämmen befinden sich Zwischenräume, die in Einzelfällen höhlenartig werden. Entsprechend ist die Ästhetik der Präsentation nicht die übliche Ausstellungs- und Museumsästhetik: Originalkunstwerke, Reproduktionen, Dokumentationen sind nebeneinander gestellt, Relikte von Theater-, Tanz- oder Musikstücken, die sich auf das Thema beziehen, bunt gemischt. Kommunikative Prozesse wie die Kunstvermittlung sind hier Kunstwerken ebenbürtig. Gattungsgrenzen werden im Einzelfall überschritten. Wachstum im Sinne von Ausdifferenzierung und Vielfältigkeit kann erlebbar werden. In seiner Einführung zum o.g. Katalog schreibt der Philosoph und Kunstkritiker Dr. Reinhard Knodt, der Banyan-Baum sei kultureller "...Kristallisationspunkt jener Codes... , die als ästhetischer Lebensvollzug der Entzauberung anheimgefallen waren: Sehnsuchtserzählungen, Paradiesmythen, Märchen, die Ahnenverehrung, Ängste, die Festbräuche sogenannter 'primitiver' Gesellschaften."

 

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