Nürnberger Nachrichten, 12.1.2010

Jürgen Durners Lichter der nächtlichen Großstadt

Durners "Fensterbilder" zeigt eine Doppelschau in Fürth und Erlangen


Mit einer Doppelausstellung in Fürth und Erlangen kehrt Jürgen Durner (45), inzwischen ganz in Berlin lebend, in seine alte Heimat zurück. Dazu ist ein ausgesprochen schöner Katalog erschienen, der auch daheim auf dem Sofa dazu einlädt, durch die Welt seiner "Fensterbilder" zu flanieren.

Das Motiv der Fensterbilder, in denen sich Innen- und Außenwelt spiegelnd überlagern, verfolgt Jürgen Durner, der als Meisterschüler von Christine Colditz in Nürnberg studierte, inzwischen seit über 20 Jahren.

Von illusionistischer Abbildung hin zur verschwommenen Realität

Dabei hat er sich immer weiter von der illusionistischen Abbildung wegbewegt hin zu Gemälden, in denen die Realität verschwimmt. Innen- und Außenraum verbinden sich in den seit 2005 entstandenen Arbeiten zu neuen Bildwelten voll suggestiver Spannung.

Während der Blick, der näher als früher an die Glasscheibe heranrückt, kaum mehr unterscheiden kann, was davor und was dahinter liegt, wird die leuchtende Farbdynamik zum eigentlichen Stimmungsträger.

Nachtszenarien von großstädtischen "Unorten"

Das ist umso eindringlicher, als Durners Motive ausschließlich Nachtszenarien großstädtischer "Unorte" sind: gesichtslose Architekturen, regennasse, dunkle Straßen, Autos, Verkehrsschilder und menschenleere Interieurs, deren Atmosphäre an Edward Hoppers "Nighthawks" erinnert. In der malerischen Aneignung gewinnt die kühle Anonymität der künstlich beleuchteten urbanen Räume jedoch eine bezwingende Attraktivität.

Durch die spiegelnde Verdichtung mit ihren irrlichternden Farbreflexen und die kaum zu durchdringende Komplexität der Gemälde entsteht eine Aura des Geheimnisvollen, des verführerischen Suspense. Die wirkliche Welt, auch wenn sie immer erkennbar bleibt, verschwindet zugunsten imaginierter Traumbilder.

"Transparenz", "Rhythmus" und "Hermetik"

"Disappearance" (Verschwinden) hat Durner denn auch den in die Kapitel "Transparenz", "Rhythmus" und "Hermetik" unterteilten Katalog betitelt. Neben Texten von Ludger Derenthal, Hans-Peter Miksch und Hubert Sowa kommt Durner im Interview mit Barbara Leicht auch selbst zu Wort. Ihr gesteht er, dass er sich manchmal vorstellt, wie schön ein Bild wäre, in dem nichts mehr von der Welt zu sehen ist.

Am nächsten kommt er dieser Idee in den "hermetischen" Bildern, in denen die Stadt, die Räume, die Lichter nur noch schemenhaft durch fast monochrome Fabrflächen schimmern. Der Traum des Künstlers von der Schönheit der reinen Malerei - das ist Jürgen Durners bislang radikalste Variante seiner fesselnden Fensterbilder.

Regina Urban




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