kunst:art 15, Köln, September-Oktober 2010, S.7

Fragile Schnittwerke


Bearbeitet man einen Bogen Papier mit der Klinge, so entsteht ein Zusammenspiel von Einschnitten und Zwischenräumen mit überaus skulptural anmutendem Charakter. Die vordergründig destruktive Bearbeitung versetzt das Material in einen neuen, fragilen Zustand. Wer bei Papierschnitt an selbstgefertigte Girlanden aus der Grundschulzeit denkt, liegt falsch. Vielmehr hat sich die Technik in den letzten Jahren in der aktuellen Kunstszene zu einem beliebten Ausdrucksmittel mit beeindruckender Wirkung entwickelt. Eine Gruppenausstellung in der kunst galerie fürth stellt nun verschiedene Herangehensweisen vor: Harriet Groß verwendet für ihre modernen Scherenschnitte Papier und Metallfolie, Zipora Rafaelov überzeugt mit filigranen Cutout Drawings und schwebenden Rauminstallationen, Stefan Saffer schafft vielschichtige Schriftkompositionen, Hansjörg Schneiders Werk prägen Wand- und Fensterbilder beeindruckender Gebäudefassaden. Annette Schröter reduziert sich in ihren Arbeiten radikal auf die Papierfarbe und die Linienführung und Daniela Huber und Yvonne Jakob erobern gemeinsam mit spannenden, mehrschichtigen Schnittmengen den Ausstellungsraum. Wer jetzt noch an den angestaubten Scherenschnitt denkt, der überzeugt sich am besten selbst von der Vielfalt, die dieses Medium bietet.

Teresa Lehmann




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