Nürnberger Nachrichten, 27.10.2010

Dunkle Wolken über der regionalen Kulturszene


Massive Kürzungspläne: In Fürth ist die Kunstgalerie und in Erlangen das Theater gefährdet

Massive Sparvorschläge sorgen in Erlangen und Fürth für Verunsicherung.


„Die Kürzung für das Erlanger Theater wird kommen“. Daran lässt Oberbürgermeister Siegfried Balleis keinen Zweifel. 100000 Euro soll die Bühne im kommenden Jahr (wie berichtet) zusätzlich einsparen. Damit, so warnt Intendantin Katja Ott, „steht die Struktur des Theaters auf der Kippe“. So dramatisch sieht Balleis eine Reduzierung des Spielplans nicht: „Wir müssen gemeinsam durch diese finanzielle Durststrecke“, sagt er und verweist auf die Groß-Investition, dank derer kürzlich das neue Bürgerpalais mit Kunstpalais und Bibliothek eröffnet werden konnte.

Drastischer noch als in Erlangen sind die kulturellen Sparpläne in Fürth. Hier soll (wie berichtet) die Kunstgalerie geschlossen werden, um so jährlich rund 150000 Euro einzusparen. „Die Stadt steht mit dem Rücken zur Wand“, wirbt Amtskollege Balleis (CSU) aus Erlangen um Verständnis für die Pläne von Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD). Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) dagegen sagt: „Viele neigen zu Panikreaktionen, wenn das Geld knapper wird. 52 Mal im Jahr halten wir eine Sonntagsrede vom attraktiven Standort. Wenn wir dann Kultureinrichtungen schließen, würden wir dem Hohn sprechen.“

Die Fürther Kunstgalerie, die auf 180 Quadratmetern ein qualitätsvolles Programm zur zeitgenössischen Kunst zeigt, feiert am 7. November ihr achtjähriges Bestehen. Aber zum Feiern ist den Besuchern, Künstlern und den Mitstreitern um Kunstgalerie-Leiter Hans-Peter Miksch dann wohl nicht zumute.

60 Ausstellungen hat Miksch, der zuvor das Nürnberger Kunsthaus geleitet hat, seit der Neueröffnung gezeigt. Sein Haus ist das einzige in Fürth, das sich der zeitgenössischen Kunst widmet. Ein Schwerpunkt der Vermittlungsarbeit liegt dabei in Angeboten für Kinder und Jugendliche. „Ich weiß gar nicht, was die Schulen machen wollen, wenn es die Kooperation mit der Galerie nicht mehr gibt“, meint Daniela Eisenstein, Leiterin des Jüdischen Museums Franken, das von einem Trägerverein unterhalten wird.

Auch sie muss sparen, aber nicht unter dem Damoklesschwert der Schließung arbeiten: „Wir zeigen in Fürth in den kommenden zwei Jahren keine Ausstellung und schließen während der Kirchweih“, kündigt sie an. Gerade in der Krise sei Kultur wichtig, betont Eisenstein: „Die meisten Leute können sich nicht mehr leisten, in den Urlaub zu fahren. Umso wichtiger ist da ein gutes Kulturangebot vor Ort.“ Und Kulturamtsleiterin Claudia Floritz warnt eindringlich: Bei aller Sparnotwendigkeit dürfe man nicht aus den Augen verlieren, dass „Kunst und Kultur das Klima einer Stadt schaffen.“

Solidarität mit den Machern der Fürther Kunstgalerie kommt auch aus der Nachbarstadt Erlangen: „Die Schließung der Einrichtung wäre ein erheblicher Schaden für das Image der Metropolregion“, sagt Dieter Rossmeissl, Erlanger Kulturreferent und Vorsitzender des Kulturforums der Metropolregion.

Die Liste der Kultureinsparungen, die in Fürth geplant sind, erschöpft sich nicht in der Schließung der Kunstgalerie: „Dem Stadtmuseum werden Stellen gestrichen, das Rundfunkmuseum muss einen weiteren erheblichen Einsparbeitrag leisten, ebenso das Stadttheater, und die freie Szene wird um zehn Prozent gekürzt“, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung über das Sparpaket, das vom Stadtrat abgesegnet werden muss.

„Das ist schon heftig, wir sind dabei, das Angebot zu verdichten“, sagt Gerd Walther, Leiter des Rundfunkmuseums, das in den nächsten zwei Jahren 20000 Euro einsparen soll. Im Stadtmuseum Ludwig Erhard ist zum 1. Januar 2011 bereits eine von zwei Vollzeitkräften an der Kasse gestrichen. Seit 1. September hat das erst im März eröffnete Haus nicht nur montags, sondern auch freitags zu, um Geld zu sparen.

Wesentlich rosiger stellt sich die Situation in Nürnberg dar: Hier wurden gerade 38 Millionen Euro in das neue Staatstheater investiert, eine neue Stadtbibliothek und die Fränkische Galerie entstehen und der Z-Bau soll für zehn Millionen Euro saniert werden. Die trügerische Ruhe vor dem Sturm? „Nein“, antwortet Oberbürgermeister Maly klipp und klar, „es ist weder ein kultureller Kahlschlag noch eine Schließungsdebatte zu erwarten. Wir haben in den Haushaltskrisen der letzten Jahre immer versucht, unsere Infrastruktur zu bewahren. Das werden wir auch diesmal durchhalten.“ 

Birgit Ruf

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