16. Januar bis 6. März 2011

Christian Schad - Die Unruhe der Moderne. Druckgraphiken 1913-1981 und Schadographien


Die Anfänge der Moderne und gleichermaßen die Mitte des 20.Jahrhunderts stehen im Blickpunkt einer Ausstellung der kunst galerie fürth. Erinnert wird an das heterogene Werk des Malers und Graphikers Christian Schad, der von 1894 bis 1982 lebte.


Geboren in Miesbach, lebte er in München, Zürich, Genf, Neapel, Rom, Wien und Berlin, siedelte nach der Ausbombung des Berliner Ateliers und auf Grund der Auftragsarbeit an der Kopie respektive Rekonstruktion der Stuppacher Madonna von Grünewald 1944 nach Aschaffenburg um. Er verstarb 1982 in einem Stuttgarter Krankenhaus.

Berühmt wurde er nach dem 2.Weltkrieg als Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Nach dem 1.Weltkrieg waren viele Künstler der expressiven Welt-Zertrümmerungen müde, die rebellische Aufbruchstimmung war verflogen. Stattdessen wurde in Literatur wie Malerei mit kühlem Blick der Mensch quasi seziert. Dem ‚ganzen’ Schad wird jedoch das Etikett ‚Maler der Neuen Sachlichkeit’ nicht gerecht. Denn sein prominenter Beitrag zur Sachlichkeit beschränkt sich auf die Bilder der Jahre 1926 bis 1930. Die kunst galerie fürth präsentiert vielmehr die komplette Druckgraphik von 1913 bis 1981 und Schadographien nach 1950.

Das Besondere an Schad war, dass seine Anfänge im Expressionismus liegen, er über den Schriftsteller Walter Serner um 1919 Kontakte zur Dada-Bewegung in Zürich unterhielt – immerhin erhob er das Fotogramm unter dem (von Tristan Tzara gegebenen) Namen Schadographie (= Collagen aus objets trouvés auf Tageslichtpapieren) zu einer Facette der Kunst – Walter Serner nannte das den Einbruch der Technik in die Kunst -, dann wurde Schad zu einem Vertreter der Neuen Sachlichkeit, um sich unter der Naziherrschaft als veristischer Porträtist und zeitweise nur noch als Vertreter einer bayerischen Brauerei in Berlin durchzuschlagen. Nach dem 2.Weltkrieg entwickelte Schad schließlich seinen magischen Realismus, der auch gewisse Parallelen zur Pop Art erkennen ließ. Auf die Vielfalt der Richtungen, die in Christian Schads Werk einen Niederschlag fanden, verweist der Titel der Ausstellung: „Die Unruhe der Moderne“ (Zitat Günter A. Richter). Ein reiches druckgraphisches Werke entsteht zwischen 1913 und 1925, sowie nach 1954. Konstanten im Werk sind Eleganz, eine Affinität zu Eros, Magie und Mythos.

In der Nachkriegszeit schrieb Schad rückblickend: „Mittelpunkt meiner Arbeit war und ist der Mensch. Der Mensch als Einzelwesen, nicht in der politischen Masse. Wirklich Menschliches ist ohne Norm. Jeder Mensch ist zugleich auch ein anderer. Gerade in den letzten Jahren bekommt diese Spaltung für mich mehr und mehr Wirklichkeit. Spiegelungen einer inneren Welt, wo nichts festgelegt ist, in eine äußere Welt, wo alles festgelegt scheint.“

(Christian Schad, Dada, Surrealismus, Neue Sachlichkeit. o.O., o.J. Ähnlich auch in Carl Laszlo, Christian Schad. Basel 1972)

Die Ausstellung gehört in den Reigen der Ausstellungen von Julius Graumann (1878-1944) und Adolf Kertz (1880-1918), von Raoul Hausmann (1886-1971) und Hannah Höch (1889-1978), von Oskar Koller (1925-2004) und Paul Rebeyrolle (1926-2005).

Die Ausstellung wird gefördert vom Kulturfonds Bayern 2011 und ermöglicht durch das Christian Schad Archiv Rottach-Egern Marie-Luise Richter und Kunstkabinett und Edition G.A. Richter, Rottach-Egern.




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