Nürnberger Zeitung 19./20.November 2011

Kunst-Galerie Fürth zeigt "Sterne der Heimat"


Böse Minen in der Kleeblattstadt

Die Ausstellung "Sterne der Heimat" ist auch politisch zu sehen: Nachdem Fürth heuer aus Spargründen keine Kulturpreise vergeben hat, erinnert die Kunst-Galerie mit acht Ausgezeichneten des letzten Jahrzehnts an das künstlerische Kapital der Stadt.

In Zeiten, in denen ein solches kommunales Engagement nicht mehr selbstverständlich ist, stellt sich die Frage, ob Kulturpreise eine Erscheinung einer Überflussgesellschaft sind oder eine Investition“ – und diese Frage stellt Galerie-Leiter Hans Peter Miksch. Überhaupt: „Wenn man Preise vergibt – da gehört es doch auch dazu, dass man sich hinterher noch kümmert“.

Zuletzt gab es im jährlich wechselnden Turnus entweder drei Förderpreisen (je 2000 Euro) oder einen Kulturpreis (5000 Euro). Will man das als „Investition“ sehen, dann hat sie sich gelohnt – die acht „Sterne“ leuchten sehenswert. Die Präsentation in der Galerie trägt das ihre dazu bei.

Miksch hat den Kunstgriff gewagt, die Fotografin Annette Kradisch mit aktuellen Porträts der früheren Preisträger zu beauftragen, um die Werke zu flankieren. Die Sache geht gut:

Wie Kradisch die Künstler in ihrem Arbeitsumfeld „charakterisiert“ hat, beginnt der Reiz der Schau bereits bei den Fotografien.

Doch auch die Werke der Porträtierten sind neu. Bianca Schelling zeigt sich als Meisterin der Tuschmalerei, wie sie in langwieriger Feinarbeit die Fürther Zentralgarage darstellt. Und zwar über die Verblüffung des Fotorealistischen hinaus: der weiche Lichteinfall im brachialen Betonbau erzeugt eine „Stimmung“, die so sakral anmutet wie brutal.

Als Kulissenbauer und Maler hat Oliver Boberg ebenfalls einen neuen Schelmenstreich abgeliefert, der uns beim trügerischen Glauben an die „Wahrheit“ von Bildern foppt. Eine „Böschung“ hat er sich vorgenommen, die ihm wohl mal im Park auffiel. Also baute er sie en miniature nach, also fotografierte und vergrößerte die Kulisse: Ja, was ist nun echt?

Architektur und Natur ist das eine. Darüber hinaus ist die Ausstellung beflügelnd bunt. In Sascha Bancks Gemälde etwa, für das sie wie ein Eichhörnchen (so der Titel „Squirrl“, der auch Spinner bedeuten kann) ihr Farben-, Formen und Fantasievokabular zusammengetragen hat. Sabine Härtings Wäscheleine mit „Farbhäuten“ wiederum – Drucken auf Stoffresten – haftet etwas spielerisch dem Alltag Entschwebtes an; Fahnen der Leichtigkeit.

Schwer liegt dagegen die Strenge der drei Stahlskulpturen von Paul Teutsch im Raum. Ihr Titel macht stutzig: „M18–Claymore“. So heißt auch die „erfolgreichste“ Landmine der Welt. Das trifft. Die umtriebige Künstlernatur des Peter Stutzmann ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern: Auf einer inszenierten Fotografie sieht man, wie ihm drei Mafiosi gerade den Finger absägen. Nichts Gutes verheißend, hat der Künstler zudem eine Original-Gefriertruhe in die Galerie gestellt. Auf der das Messer aus dem Foto liegt...

Manches schenkt trotzdem neuen Mut. Christian Fauls kontemplativ-klare Farbglas-Malerei asiatischer Blüten etwa. Die filigranen Papierwerke von Elke Fenneteau nicht minder. So hat sie sich vom sommerlichen Schattenwurf der Äste vor ihrem Gartenatelier zu Tusch- und Schnittarbeiten inspirieren lassen – in denen man gern was Raschelndes vermuten will, so, als wäre knisternd was im Busch.

Vielleicht, dass es nächstes Jahr doch Kulturpreise gibt? Die „Sterne der Heimat“ funkeln und die Hoffnung stirbt zuletzt.

Christian Mückl

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