Abendzeitung Nürnberg, 3. Juli 2012

Gegenstandslose Gegenstände

Die kunst galerie fürth zeigt Werke der Fotografin Sabine Richter


"Lies nicht mehr - schau" sagte Paul Celan, und so nennt Sabine Richter ihre Ausstellung konkreter Fotografie in der kunst galerie fürth. Sabine Richter ist 1959 in Coburg geboren, studierte Bildhauerei und lehrt an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für Kunstpädagogik. Längst widmet sich die Künstlerin nicht nur der Erschaffung des Objektes, sondern auch und vor allem der Betrachtung desselben. Die Fotografie ist das Medium, in dem sie seit langem erfolgreich tätig ist.

Sabine Richter fotografiert Details aus der Fassade eines Gebäudes im Stil des Funktionalismus des frühen 20. Jahrhunderts, und am Ende sind völlig gegenstandslose Bilder zu sehen, in denen sich graue Flächen geometrisch verschränken und die die Anmutung von Kreidezeichnungen haben. Ein eisfreier, trockengelegter Eislaufplatz wird zu einer seltsam verschleierten, abstrakten Landschaft. Sabine Richters Bilder blicken durch das fotografierte Objekt hin auf das Wesen dessen, was Licht und Schattenwurf als mögliche Alternative zur Wirklichkeit uns manchmal erblicken lassen, wenn wir uns die Zeit dazu nehmen. Vielleicht ist es doch möglich, Licht in kleinen Eimern hin und her zu tragen und in dunkle Räume zu schütten, bis es darinnen hell wird.

Besonders gut arbeiten die Bilder der Künstlerin, wenn die eigentlichen Motive nicht mehr (oder sehr schwer) zu erraten sind. Das funktioniert nicht immer, aber wenn es das tut, dann macht es dem Ausstellungstitel alle Ehre. Es kann schon einen Unterschied geben zwischen dem existierenden und dem gesehenen Objekt. Das führt uns diese sehr gut gebaute Ausstellung erneut vor unsere Augen.

Philipp Moll




Copyright: © kunst galerie fürth 2007
https://www.fuerth.de/kunstgaleriefuerth/desktopdefault.aspx/tabid-906/