Nürnberger/Fürther Nachrichten 12./13.1.2013

Die Schönheit des Schreckens


Beeindruckend: Die Iranerin Parastou Forouhar stellt in der Kunstgalerie Fürth aus

Zuletzt war Parastou Farouhar vor zwei Monaten im Iran, wo ihre Eltern, Vertreter der politischen Opposition 1998 brutal ermordet wurden. Gewalt, Bedrohung und Folter durchziehen auch ihre Kunst, kommen aber so versteckt und dekorativ daher, dass einen der Schrecken umso mehr erfasst. Zu sehen in einer beeindruckenden Ausstellung in Fürth.

Auf den ersten Blick wirken die Arbeiten von Parastou Farouhar harmlos und nett: Bunte Ornamente an der Wand der Kunstgalerie Fürth und zig Luftballons, die sich im sanften Gebläse der Heizung bewegen. Doch in den Freudenspendern aus Kindertagen steckt (politischer) Sprengstoff. Folterszenen sind auf den Ballons zu sehen, Menschen die gefesselt sind, mit Messern bedroht werden — Brutalität im federleichten Gewand.

Alle Arbeiten der 1962 in Teheran geborenen Künstlerin, die seit 1991 in Deutschland lebt, bewegen sich an dieser Grenze zwischen Schönheit und Schrecken, Abstraktion und Gegenständlichkeit, politischem Statement und persönlicher Vergangenheitsbewältigung, Poesie und Plakativem. „Es geht darum, die Zerrissenheit zu verarbeiten, nicht sie aufzulösen“, sagt Forouhar.

Schon der Titel ihres 2011 erschienenen Buches „Das Land, in dem meine Eltern umgebracht wurden. Liebeserklärung an den Iran“, sagt viel über den Zwiespalt, in dem sie lebt und den auch viele ihrer Werktitel („Es quält mich, es quält mich nicht“) sowie der Ausstellungstitel („Die Poesie der ungeliebten Wahrnehmung“) zum Ausdruck bringen.

Aber es geht in ihren Installationen und Computerzeichnungen nicht um individuelle Taten oder einzelne Unrechtsregime, sondern um Täter- und Opfer-Rollen im Allgemeinen, um Mechanismen der Bedrohung, den Kreislauf der Gewalt und „die Scheinheiligkeit des Ornaments“. Das setzt sich hier eben aus geschundenen Leibern zusammen, aus Revolvern und Messern oder Handgranaten. Kunst mit echter Durchschlagskraft, eben weil sie sich so leise anschleicht.

„Das muss der Betrachter aushalten“, meint Forouhar, die im Iran selbst viel auszuhalten hat. Jahr für Jahr reist die Künstlerin zum Todestag der Eltern dorthin und erträgt die Repressalien, denen sie dort von den Behörden ausgesetzt ist. „Man hat mir diesmal schon bei der Einreise den Pass abgenommen, ich wurde mehrfach verhört und bekam Ausreiseverbot. Diese Schikanen, dieses Ausgeliefertsein ist Teil des Bestrafungssystems für anderes Denken und das ist in den vergangenen Jahren schlimmer und brutaler geworden“, sagt sie. Und die Gesetze wurden frauenfeindlicher. „Das sorgt für eine furchtbare Schieflage in der Gesellschaft“, stellt Farouhar.

Vor allem um dieses Thema wird es am 24. Februar (18.30 Uhr) gehen, wenn die Künstlerin gemeinsam mit der Autorin Mansoureh Shojaee das Buch „Sharzads Schwestern — Frauen im Iran“ vorstellt, für das sie das Cover gestaltet hat.

Birgit Ruf

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